Tag 5 – Vatikan und amorphe Massen

Wir hatten uns für heute den Wecker etwas eher gestellt, da wir bereits zur Eröffnung des Vatikan eingelassen werden wollten, um den Menschenandrang zu umgehen. So klingelte also kurz vor 7 Uhr der Wecker und wir begaben uns zum „kargen“ Frühstück. Danach ging es direkt wieder zum Bahnhof, um dort mit der Metro Linie A in Richtung Ottaviano bis zur Station „Cipro“ zu fahren. Das Ticket holten wir uns direkt an einem der vielen Metroautomaten direkt vorm Bahnsteig für 1,20 Euro zu 120 Minuten und waren nach noch nicht mal 15 Minuten schon an unserem Ziel. Von hier aus gab es sogar schon die Beschilderung zum Vatikan Museum. Einige der Gäste stiegen bereits eine Station eher (Ottaviano), was für den Besuch des Petersdom effizienter ist.

Eingang Vatikan MuseumVor dem Eingang des Museum hatte sich trotz der frühen Stunde doch schon eine kleine Traube an Menschen angesammelt, aber da wir direkt vorab online unsere Tickets samt Uhrzeit gebucht hatten, konnten wir den Extra-Eingang nehmen und mussten nun noch schnell zu den Kassen für Gruppenreisende (die gleich neben dem Eingang und dem Sicherheitscheck und vor allem leer war) und unsere Reservierung in richtige Eintrittskarten umwandeln. Zwar fiel für die Reservierung eine kleine Gebühr an, aber dafür darf man an der langen Warteschlange einfach vorbei gehen und zu seiner reservierten Uhrzeit eintreten. Allerdings sollte man die Zeit auch grob einhalten, denn sonst verfällt das Ticket und wird auch nicht erstattet. Darauf wird aber auch schon auf der Reservierungsseite, wie auch dem Voucher direkt drauf hingewiesen. Nun mussten wir nur noch durch das normale Drehkreuz gelangen, mit dem man endlich im Museum angekommen war. Die Gäste hier auf dem Bild müssen, jetzt nach dem sie endlich eingelassen wurden, noch die Treppe im Hintergrund hoch, denn dort oben erhält man dann in einer weiteren Schlange endlich die normalen Eintrittskarten für Spontangäste.

Wir liefen einen mehrfach gewundenen Treppenaufgang bis in die 2. Etage, anstatt wie viel die Rolltreppe nach oben zu nehmen, von wo aus die vorgegebene Tour startete. Vorgegeben meint in diesem Fall ein für Besucher erzwungener Weg durch das Museum, mit Hilfe von Absperrungen und Hinweisschildern. So kamen wir zuerst in das Atrium der 4 Tore, welches zu Zeiten von Papst Clemens XIII. entstanden war.

 

Was uns gleich bei den ersten Deckenmalereien auffällt, ist dass wir verkehrtherum durch das Museum geführt werden, denn die ganzen Deckenbilder, wie auch in den nächsten Videos gut zu erkennen, stehen auf dem Kopf, so dass man sich umdrehen muss, um diese richtig herum erkennen zu können. Warum man dies mit den Gästen macht, weiß ich allerdings nicht. Aber die Fülle und Masse an Malereien ist einfach verblüffend und erstaunlich zugleich.

 

Was bei unserem Besuch aber EXTREM nervend war, waren die amorphen Massen an Besuchergruppen. Wir hatten extra die erste Möglichkeit gewählt, um dem Menschenanstrom zu entkommen, aber scheinbar noch immer nicht zeitig genug, denn es waren bestimmt 5-6 Gruppen verschiedener Nationalitäten vor uns und verstopften permanent die Gänge. Die Mitglieder dieser Gruppen haben meist einen Führer mit mobilem Mikrofon, während sie selbst Kopfhörer und irgendein Gruppenkennzeichen haben. Wenn der Guide nun etwas zu einem Objekt oder einem Raum erzählt, bleiben alle stehen und bilden eine amorphe Masse, ähnlich einer Amöbe und hindern somit permanent alle anderen Besucher ihren Gang fortzusetzen. Selbst wenn irgendwo eine kleine Lücke frei wurde, die man ggf. als Chance für ein vorbeikommen sehen konnte, formte sich die Gruppe selbstständig neu um, um genau diese Lücke wieder zu zumachen, daher der Name amorphe Masse. An diesen Gruppen vorbeizukommen, war mit das Schwierigste und Anstrengendste unseres Besuches.

Fresken von RaffaelAuf der Suche nach etwas Ruhe scheren wir aus dem Strom der Besucher aus und kamen zur Kapelle des Nikolaus. Verglichen mit den großen Sälen und der Sixtinischen Kapelle, zu der wir erst später kommen, befindet sie sich im ehemaligen Turm des ersten päpstlichen Palastes, den Nikolaus der V. umwandeln ließ. Damit zählt die Kapelle zu den ältesten Bauten im Vatikan. Das Alter und die Enge in dem Raum ist dann wohl auch der Grund, warum man nicht ganz in die Nikolaus-Kapelle gehen kann, tatsächlich nämlich kommen wir nur bis zu einer Nische direkt vor der Kapelle, jedoch ohne den deutlich größeren Chiaroscuro-Saal wirklich zu verlassen. Der Name dieses Saals leitet sich aus der Art der Gestaltung mit der Hell-Dunkelmalerei ab. Zu sehen sind hier Fresken, die 1517 nach Zeichnungen Raffaels ausgeführt wurden. Danach begaben wir uns wieder in den Strom der amorphen Masse und versuchten vor sie zu gelangen.

Als nächstes stießen wir auf eine Galerie mit Wandteppichen, welche auch genauso hieß. Der Gang hierfür war wirklich sehr lang und so manche Teppiche spielten mit Licht und Schatten, wie man es von der einfachen Webtechnik gar nicht erwartet hätte. Zudem waren auch hier, wie in sehr vielen Räumen und Gängen des Vatikan, die Decken mit hunderter kleiner Malereien bedeckt, die sich alle anzuschauen vermutlich schon Tage in Anspruch nehmen würde.

 

Direkt nach der Wandteppich-Galerie, stießen wir auf einen weiteren Gang, mit geografischen Zeichnungen und Malereien, welche aus verschiedenen Jahrhunderten den unterschiedlichen Kenntnisstand von Küstenverläufen und bekannten Gebieten aufzeigten.

 

Sixtinische Kapelle-0Fast am Ende der Zurschaustellung der weltweit umfangreichsten Sammlung an geschichtlichen Stücken und Exponaten, kamen wir zur Sixtinischen Kapelle, die kein Vatikanbesucher verpassen sollte. Bittet uns am Eingang noch ein Schild, still zu sein, um die andächtige Stimmung zu bewahren, erwartet uns nur einen Schritt weiter ein ganz und gar nicht andächtiges Stimmengewirr. Es ist laut. Daran, die Kapelle auf sich wirken zu lassen oder sich gar innerlich zu sammeln, ist nicht zu denken. Und es ist voll. Wo immer wir hinblicken, sehen wir uns von etlichen anderen Besuchern umzingelt. Zwar versuchen mehrere Bedienstete mit lautem Rufen, auf die Verbote aufmerksam zu machen, doch in der Menge haben sie verloren. So bleibt ihnen nur, sich auf die Leute zu konzentrieren, welche meinen, in der Kapelle mit dem für Farben schädlichen Blitzlicht fotografieren zu müssen, obwohl das Fotografieren oder Filmen inzwischen eigentlich komplett verboten ist. Daher habe ich davon auch keinen Videoschwenk machen können.

keine Fotos erlaubt
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Erschaffung Adams

Die Sixtinische Kapelle ist das berühmteste Gebäude innerhalb der vatikanischen Museen. So richten wir zu allererst unseren Blick nach oben, befinden wir uns doch unter dem berühmtesten Deckengemälde der Welt. Vier Jahre lang, zwischen 1508 und 1512, arbeitete Michelangelo an dem gewaltigen Werk, welches die Erschaffung der Welt darstellen soll. Die bekannteste Szene befindet sich in der Mitte des Freskos: die Erschaffung Adams, der am Boden liegt und seinen Zeigefinger dem Schöpfer entgegenstreckt. An den Seitenwänden sehen wir dann zwölf Szenen aus dem Neuen und Alten Testament. Sie sind älter als das Deckengemälde und waren ursprünglich mal vierzehn, doch zwei Szenen, die Auferstehung Christi und der Streit um den Leichnam von Moses, fielen dem jüngsten Gericht zum Opfer, welches Michelangelo 1522 erstellte.

 

Zwei der bekanntesten Szenen des Alten und Neuen Testaments stehen sich genau gegenüber: die Bergpredigt von Jesus auf der Nordwand und Moses auf dem Sinai im Süden. Weitere wichtige Bibelstellen sind auf der Nordseite die Taufe Christi und die Schlüsselübergabe an Petrus, sowie das letzte Abendmahl von Cosimo Rosselli, in welchem der Künstler den Verräter Judas gegenüber von Jesus dargestellt  hat und auch Platz für Maria Magdalena, die Geliebte von Jesus, fand. Und wir können nun sagen: wir haben es mit eigenen Augen gesehen.

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Ausgang VatikanmuseumSomit waren wir durch das Museum auch schon durch, denn die neueren und moderner wirkenden Kunstwerke, wie u.a. auch von Salvator Dali, interessierten uns nicht weiter. Kurz vor dem Ausgang kamen wir noch an einer kleinen Cafeteria vorbei, wo wir uns einen kurzen Espresso gönnten und Sascha anschließend nochmal kurz selbst auf den „heiligen Stuhl“ musste. Das Museum selbst verließen wir dann über eine elegant geformte Wendeltreppe, die allerdings nicht für Rollstuhlfahrer zu empfehlen ist. Wenn man sich den gesamten Rundgang samt aller Nebenräume und Galerien angetan hat, kommt man auf gut 7 Kilometer Weg quer durch den Vatikan, also vielleicht für so manchen noch Tage später in den Beinen spürbar. Aus dem Museum raus kamen wir zum Bereich der Vatikanischen Gärten, sowie dem Palast des Borgia Papstes. Die Vatikanischen Gärten sind nur für Besucher mit gebuchten Führungen geöffnet, unterscheiden sich aber nicht wirklich groß von anderen Gärten und Parks auf der Welt.

Was sich aber nach der anstrengenden Tour mit den Menschenmassen wirklich für einen kleinen Abstecher lohnt, ist der Campo Santo Teutonico, der „Deutsche Friedhof“ und somit älteste Pflegestätte in Italien bzw. dem Vatikanstaat. Dieser liegt nahe der Kirche San Maria della Pietr und man muss den Schweizer Gardisten auf Deutsch um Einlass bitten. Danach kann man ein wenig im Schatten und der Ruhe ausspannen.

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Als wir das Museum wieder verlassen hatten und uns in Richtung Petersplatz begaben, kamen wir an der extrem langen Schlange an Menschen vorbei, welche Zutritt zum Museum erlangen wollten und die sich die komplette Straße bis zur nächsten Straßenecke zog. Wenn man aus dieser Richtung kam, wunderte man sich darüber, da man noch nicht einmal ersehen konnte, wofür die Menschen überhaupt anstanden und warteten.

 

Sodann kamen wir zum Petersplatz mit seinem Obelisken und den vielen Menschenmassen, die sich auch hier in langen Schlangen anstellten, um Einlass in den Petersdom zu erlangen bzw. für die Audienz beim Papst, die einmal wöchentlich am Mittwoch stattfindet. Allerdings stellt es kein größeres Problem dar, sich in dieser Schlange anzustellen, denn es ist nur die Sicherheitsschleuse, welche man passieren muss. Danach geht es recht zügig weiter und wenn „nur“ wie hier im Video ein Halbbogen mit der Schlange bedeckt ist, dauert es so um die 35 Minuten bis zur Sicherheitsschleuse und -kontrolle.

Seit ihrer Gründung am 22. Januar 1506 ist  hierfür die Päpstliche Schweizergarde (auch ital. Guardia Svizzera Pontificia oder lateinisch Pontificia  Cohors Helvetica genannt) verantwortlich. Zugegeben, die Schweizergardisten sehen in ihrer traditionellen Berufsbekleidung schon ein wenig drollig aus und dienen heute auch dekorativen Gründen, an ihnen aber vorbei in den apostolischen Palast zu stürmen, würden ich trotzdem niemanden raten.

 

PetersdomDer Dom selbst wurde über eine Zeitspanne von 120 Jahren von mehreren Baumeistern errichtet, auf den Grundmauern der ursprünglichen, sehr sehr einfachen Kirche, die hier vorher stand, aber bereits im Mittelalter durch Erosion, Erdbeben und schlechte Pflege komplett zerstört war. Dass der Bau so lange dauerte lag dran, weil die Pläne mehrfach überarbeitet und die Arbeiten zeitweise sogar eingestellt wurden. Dabei wurde wie gesagt die erste frühchristliche Kirche hier, über dem vermeintlichen Grab des Heiligen Petrus, bereits im 4. Jahrhundert errichtet. Rund 1000 Jahre später, nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon, wurde die Basilika die päpstliche Hauptkirche. Da sie jedoch baufällig war, beauftragte Papst Nikolaus im 15. Jahrhundert Bernardo Rossellino mit einem Neubau. Leider aber starb der Papst schon acht Jahre später und ruhten die Bauarbeiten, mit kurzzeitigen Unterbrechungen, nahezu 50 Jahre. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts machten die Arbeiten unter Papst Julius II. deutliche Fortschritte. Zugleich beschloss er, dass das nunmehr 1200 Jahre alte Gotteshaus auf dem für Mückenplagen bekannten Hügel keinen angemessenen Platz für das Petrus Grabmahl biete. Eigentlich wollte er daher eine Erweiterung für die Kirche beauftragen. Da die alte Basilika jedoch an mehreren Stellen einzustürzen drohte, entschied man sich schließlich für einen kompletten Neubau und 1506 wurde der Grundstein dafür gelegt. Was der Papst damals nicht wissen konnte: Die Kosten für den Neubau der Peterskirche sollten später mit dazu führen, dass sich die Christenheit in zwei Gruppen aufteilt. Die Geschichte ist bekannt: der Bau wurde durch den Peterspfennig (den es heute noch gibt) und dem Verkauf von Ablässen finanziert, mit denen man sich und bereits Verstorbene von eventuell begangenen Sünden freikaufen konnte. Zugleich geriet die Peterskirche selbst bald in die Kritik. So wurde dem Baumeister Bramante 1517 vorgeworfen, er hätte ganz Rom zerstört, wenn man ihn gelassen hätte, weil er die traditionsreiche konstantinische Basilika vernichtet hatte.

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Im Innern des Petersdom ist man überwältigt. Solch eine Pracht, angefangen von den riesigen Eintrittstoren, über den glänzenden Marmorboden und die reich geschmückten Wände und Säulen bis hin zur gewaltigen, 136m hohen Kuppel, gibt es in der ganzen christlichen Welt kein zweites Mal. Mit einer Länge von 186 Metern und einem Querschiff von 137,5 Metern bietet er 60.000 Besuchern Platz. Damit ist der Petersdom zugleich die größte Kirche der Welt und in Rom das sichtbare Wahrzeichen des Vatikans.

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Vatikan-Kuppel Petersdom

Auf dem Weg in den vorderen Bereich der Kirche staunen wir über die vielen Muster auf dem Boden. Unzählige farbige Steine, viele von ihnen in der Mitte aufgesägt, formen kunstvolle Bilder. Dabei glänzt der Boden, als sei er erst vor wenigen Tagen verlegt worden. Lediglich ein paar enge Absperrungen verraten, dass die wertvollsten Steinbilder nicht schutzlos den Tritten der vielen tausend Besuchern ausgesetzt werden dürfen. Geologen wären wahrscheinlich alleine vom Boden begeistert. Seit dem Tod von Papst Johannes Paul II. ist auch sein Grab ein viel besuchter Ort im Petersdom. Allerdings wirkt diese „Kirche“ nicht wirklich mehr als Kirche, wenn man die Massen an Touristen und digitalen Fotografen bedenkt, die hier täglich „durchströmen“, ohne vielleicht in christlichem Glauben kurz inne zuhalten und sich des Ortes den man gerade besucht wirklich bewusst zu sein.

Vatikan-Kapelle heiliger Stuhl
Vatikan-StPietro-Figur
Vatikan - Grab JohPaul2

 

Vatikan-PetersplatzWieder aus dem kühlen und angenehmen Dom ins Freie und die heiße Sonne hinaus getreten, befindet man sich auf einem der größten Plätze Roms und sicherlich auch einem der imposantesten auf der ganzen Welt. Hier sollte man sich unbedingt kurz die Zeit nehmen, und die Größe dieses Platzes einmal richtig auf sich einwirken zu lassen und sich vorzustellen, was für ein berauschendes Gefühl das sein muss, wenn hunderttausende Menschen diesen Platz befüllen und ihren Blick auf den eigenen Standort vor dem Petersdom richten. Das hier gegebenenfalls das persönliche Ego des einen oder anderen Kirchenwürdenträgers seinem ursprünglichen Glauben überwogen hat, ist im Laufe der vielen Jahrhunderte nicht auszuschließen. Aber ein paar kurze Gebete und etwas Buße und schon sei ihm dieses weltliche „Abschweifen“ schon vergeben. 😉

 

Hier nun noch ein kurzer Videoschwenk von in etwa der Mitte des Platzes:

 

Inzwischen war es ca. 13 Uhr durch und wir beschlossen zu Fuß zurück zu unserem Hotel zu begeben, welches gut 8 Kilometer von unserem jetzigen Standort entfernt war. Dabei wollten wir noch einige der anderen touristischen und geschichtlichen Highlights von Rom besichtigen, weswegen wir einen kleinen Zick-Zack-Parkour planten. Dieser führte uns als Erstes zur Engelsburg, welche 700m entfernt vom Vatikans liegt und früher durch unterirdische Tunnel mit diesem verbunden war, die allerdings heute natürlich nicht für die Touristen geöffnet sind. Ursprünglich war die Burg als Grabmonument für Kaiser Hadrian gedacht. Als Vorbild diente das Augustusmausoleum, nur dass Kaiser Hadrian ein deutlich größeres Bauwerk für sich bzw. seine sterblichen Überreste beanspruchte. Das war wohl auch der Grund, warum sein Grab erst einige Jahre nach seinem Tod vollendet wurde. Und das wahrscheinlich nur, weil die späteren Herrscher bis zur Zeit des Septimius Severus den Bau ebenfalls als angemessene Ruhestätte ihrer Gebeine betrachteten.

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Als Rom im dritten Jahrhundert eine neue Stadtmauer bekam, wurde das Mausoleum zur Festung ausgebaut und damit Teil der Verteidigungsanlagen. Den Namen Engelsburg erhielt sie schließlich im Jahr 590, als Papst Gregor der Große den Engel Michael über dem Bau sah, der ihm das Ende der Pest verkündet haben soll. Ob das stimmt, lässt sich schwerlich widerlegen. Sicher aber ist, dass die Päpste die mächtigen Mauern der Engelsburg gerne aufgesucht haben, wenn es in der Stadt unruhig wurde.

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Engelsburg-1

Von der Engelsburg ist es nicht weit bis zum Piazza Navona, einem Anlaufpunkt für Künstler und ein wahres Schmuckstück. Die langgezogene rechteckige Form des großen Platzes geht noch auf das antike Stadion des Domitian zurück. Bis ins 13. Jahrhundert wurde es für sportliche Wettkämpfe genutzt. Danach aber bauten die Römer des Mittelalters Häuser auf den Rängen des Stadions. Die Außenmauer wurde dabei einbezogen. In Resten ist sie heute, wenn auch kaum zugänglich, auf der Rückseite des Platzes zu sehen. Sie zu suchen, lohnt aber nicht wirklich. (Sie befindet sich nahe der Fontana del Nuttono, wo man den Platz auf der linken Seite verlassen muss.) Da bleibt man doch besser auf dem Platz und schaut sich den berühmten, zentralen Brunnen der vier Flüsse an, während um einen herum Künstler ihre Bilder ausstellen und sich die Cafés und Restaurants um die Gäste des Tages werben. Aber Achtung: da der Platz zu den beliebtesten Stätten in Rom zählt, sind die Preise entsprechend hoch.

Brunnen der 4 Fluesse
Piazzo Navona
Kirche San Agnese

Nur wenige Schritte weiter kommt man zur Piazza della Rotunda, mit der Kirche, die wir bei uns nur als Pantheon kennen, mit dem einzigen noch vollständig erhaltenen Kuppelbau der Antike. Nach seiner Einweihung im Jahr 27 v. Chr. war der Tempel zur Zeit des Römischen Reichs ein Ort für alle Götter. Damit wurden die Römer dem Umstand gerecht, dass sie mit der Eroberung fremder Völker und Kulturen auch immer wieder ihnen unbekannte Religionen und Götter kennen lernten und, um es sich bloß mit keinem zu verscherzen, sammelten. Weil es schon aus Platzgründen jedoch nicht möglich war, jedem neuen Gott einen Tempel in Rom zu errichten, stand das Pantheon allen offen. So war es selbst fernen Händlern möglich, ihre Religion auszuüben. Bis sich schließlich im 4. Jahrhundert die Christen durchsetzten und das Pantheon als heidnische Kultstätte schlossen. Schlimmer noch erging es dem prächtigen Bau im Jahr 410, als die Barbaren in Rom einfielen und den Tempel plünderten. Papst Bonifazius bewahrte das Pantheon schließlich vor der völligen Zerstörung. Was allerdings nicht verhindern konnte, dass die Bronzeziegel 663 nach Byzanz geschafft wurden, um dort die Bauwerke zu verschönern. Nach ihnen entnahm die Papstfamilie Barberini den Bronzebeschlag der Vorhallendecke für den Baldachin der Peterskirche. Pasquino erklärte zu dieser letzten Plünderung: „Was die Barbaren nicht getan haben, taten die Barberini.“

Piazza della Rotunda
Piazza della Rotunda-2
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Zum Glück gab es zwischen den verschiedenen Plünderungen auch immer wieder Phasen, in denen das Gebäude restauriert wurde. So können wir noch heute über das Bauwerk staunen und uns unter der gewaltigen Kuppel ganz klein fühlen, bevor wir die Säulen, Pfeiler, die farbigen Marmorverkleidungen und Fußbodenintarsien bewundern. Vielleicht denken wir aber auch an den Roman Illuminati, nach dem hier der erste Mord an einen der vier Kardinäle geschehen sein soll.

 

Auch wenn es zwei weitere Highlights von Rom sind, so haben wir den Piazza Spagna mit der Spanischen Treppe, sowie den Trevi Brunnen auf unserer Tour ausgelassen. Wir sind mit dem Stadtrundfahrtbus kurz daran vorbei gefahren, entschieden uns aber unseren Fußmarsch auf einer anderen Route zum Hotel zurück planen.

Unser nächster Halt ist der Piazza Venezia, der Venezianische Platz. Es zählt zu den zentralen Punkten in Rom und ist leider zugleich einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Dadurch ist es nicht so einfach, über eine der breiten Straßen etwa zum Monument Vittoriano, dem so genannten großen Gebiss oder auch der alten Schreibmaschine zu gelangen. Eines der wichtigsten Gebäude beim Platz ist der Palazzo Venezia. Der Bau wurde im Jahr 1455 unter dem späteren Papst Paul II. begonnen und gilt trotz der mittelalterlichen Elemente wie den zinnenbewehrten Turm als der erste Renaissancepalast Roms. Zugleich kann der Palast auf eine bewegte Geschichte zurück blicken: zwischen 1564 und 1797 gehörte er zu Venedig. Anschließend wechselte der Bau in das Eigentum von Österreich und wurde schließlich 1916 als Feindvermögen von Italien beschlagnahmt. In den 1930er Jahren nutzte schließlich Mussolini das Gebäude, um vom Balkon aus seine Reden zu führen.

Piazza Venecia
Treppe zum Vittoriano-1
Treppe zum Vittoriano-2

Nachdem wir die 125 Stufen zum Nationaldenkmal hinauf geschafft haben, gehen wir in die benachbarte Kirche Santa Maria in Aracoeli. Da sie auf der Kuppe des Arx-Hügels steht, ist der Eingang fast auf der gleichen Höhe wie die Mittelterrasse des Nationaldenkmals und, beim Spaziergang von der Piazza Venezia zum Kapitol, ein absolutes Muss. So wie wir die Kirche betreten, bleibt die Hektik des Venezianischen Platzes hinter uns zurück und angenehme Kühle schlägt uns entgegen. Es gibt weder Bänke noch Stühle. Das ist auch gut so. Denn der Fußboden zählt zu den am besten erhaltenen Arbeiten der so genannten Cosmaten, der berühmten römischen Mosaizisten des 12. bis 14. Jahrhunderts. Ebenso lohnt der Blick zur Kassettendecke, die Marcantonio Colonna gemäß seines Gelübdes von vor der Seeschlacht gegen die Türken im Jahr 1571 stiftete.

Kirche Santa Maria in Arecoeli-1
Kirche Santa Maria in Arecoeli-2
Boden Santa Maria Kirche

Spannender ist die Geschichte des Bauwerks. So befand sich hier in der Gründungszeit von Rom die Fluchtburg, welche den Palatin nach Norden hin schützte. Weil die Göttin Juno Moneta (die Mahnende Juno) die Bürger vor Gefahren gewarnt haben soll, errichteten die Bürger ihr an dieser Stelle zur Zeit der Römische Republik einen Tempel. Auch wenn die Göttin heute kaum noch jemanden bekannt ist, kennt jeder ihren Beinamen Moneta, der sich auf das Geld übertragen hat. Als Grund nennt unser Reiseführer, dass es entweder im Tempel selbst oder ganz in seiner Nähe eine Münzstätte gegeben hatte. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts bauten  griechische Mönche ein Kloster im oder auf dem Juno-Moneta-Tempel. Dabei verwendeten sie unter anderem die alten Säulen des Tempels, die der Kirche auch heute noch ein altertümliches Aussehen verleihen. Zuletzt fiel das Gebäude den Franziskanermönchen in die Hände, die das Kloster 1250 zu einer Kirche umbauten.

Wieder raus aus der Kirche, genossen wir den hervorragenden Ausblick vom Dach des Vittoriano über die Silhouette von Rom. Als im Jahr 1870 die Italiener sich einigten und das gemeinsame Königreich gründeten, suchten sie einen geeigneten Ort, um den Monarchen des Resorgimento, Vittorio Emanuele II., ein würdiges Denkmal zu setzen. Zum Nachteil der Piazza Venezia wählten sie den geografischen Mittelpunkt Roms, den sie eben hier fanden. So entstand zwischen 1885 und 1911 auf der Piazza Venezia der Altas des Vaterlandes, der der Platz seitdem überschattet. Die Beinamen des Denkmals, etwa die große Schreibmaschine oder das große Gebiss, sprechen wohl für sich. Und doch steht der Altar des Vaterlandes bei den meisten Rombesuchern auf dem Programm.

Vittoriano-1
Vittoriano-2
Vittoriano-3

 

Vittoriano-4
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Heiliger GralVon unserer Aussicht vom Dach des Vittoriano gut zu erkennen, sind wir ja schon wieder in der Nähe des Kolosseums und des Forum Romanum, in dessen Richtung wir uns nach dem Abstieg durch das Museum im Inneren des Nationaldenkmales wieder begeben und an der Caesar-Statue und den Kaiserforen und weiter in Richtung unseres Hotels begeben. Eine kurze Rast bei einem kleinen Straßencafe auf einen Espresso und eine Cola eingelegt, um den ausgeschwitzten Flüssigkeitshaushalt etwas wieder ins Lot zu bringen und weiter geht es. Unterweg treffen wir noch auf ein paar kleinere Läden, welche neben Sutane für Kirchenträger, auch noch die Bundeslade, sowie den Heiligen Gral für viel Geld versuchen an den Mann zu bringen. Da ich aber weiß, das gerade nach dem Heiligen Gral zurzeit noich gesucht wird, kaufe ich ihn nicht und überlasse dem nächsten Gralsjäger sein Glück. 🙂 Gegen 17 Uhr sind wir dann endlich wieder zurück im Hotel und müssen uns nach dem wirklich langen Marsch heute erst einmal ausruhen und die pochenden Füße beruhigen.

Oktoberfestbier in RomNachdem wir uns ausgeruht und frisch gemacht haben, begaben wir uns gegen Abend dann wieder zum selben Restaurant wie gestern, da das Essen dort einfach gut war. Heute ist sogar noch etwas voller und wir bekommen gerade so einen Tisch. Da uns das Bier gestern zu teuer war, bestellen wir uns nur ein Softgetränk und die üblichen Nudelgerichte. Danach begeben wir uns nur um die Ecke, in eine kleine Seitengasse, in welcher sich, laut einem Geheimtipp von Tripadvisor, eine gute Bierrera verstecken soll. Wie sich heraus stellt, wird diese von Asiaten betrieben, welche durch ihr auftreten etwas fehl-platziert in Rom wirken, aber keinesfalls unfreundlich. Zu unserer Überraschung wird hier sogar Oktoberfestbier angepriesen, welches wir uns doch glatt bestellen. Es ist zwar keine Maß, sondern nur normal 0,5l, aber es schmeckt so malzig und süffig wie das Bier auf den Wiesn auch.

So wie schon die letzten Tage, waren wir erst nach Mitternacht wieder zurück im Hotel, aber für morgen war nichts weiter geplant, außer der Abreise nach Neapel gegen Mittag.