Heute hatten wir frei, da wir entsprechend vorher abgeklärt hatten, wohin wir am Wochenende wollten und somit alles von den Stunden so organisiert wurde, dass wir die Vormittagsstunden in der Woche verteilten. Martin, der Neue, wurde Dienstag dann doch an eine andere Lehrerin weitergereicht, da einfach noch nicht so weit war und man sonst einen Kompromiss zwischen neues Lernen, Langeweile und Wiederholung eingehen hätte müssen. Somit hatte ich dann die restliche Woche wieder Privatstunden.
Am Dienstag waren wir Abends nochmal mit ihm in der Stadt, um ihm einige gute Pubs zu zeigen, aber er hatte gar nicht so wirklich Interesse hier etwas zu unternehmen, auch wenn der Vorschlag von ihm kam. Am Mittwoch waren wir dann auch wieder im Kino, wobei Martin für sich entschied, dass er eh nichts verstehen würde und somit zu Hause bleiben würde. Nun ja, ich sehe darin ein gutes Verständnisstraining der Sprache und ich muss auc hsagen, dass ich diesmal gut 80% direkt verstanden habe, ohne es erst aus dem Kontex herleiten zu müssen und somit das Film schauen wirklich Spaß gemacht hat. Zudem ist der Film „Paul“ auch wirklich spitze und ich kann jedem diese Komödie auch nur empfehlen. Den Rest der Woche haben wir dann auch einen Ruhigen gemacht, da ja jeder Ausflug in die Pub-Meile im Zentrum auch mit Geld verbunden ist und wir uns ja ein Limit für diese Reise gesetzt haben.
Am Freitag nun hatten wir vor, uns ein wenig in den Lowlands (dem Flachland von Schottland) umzusehen und die Distillerie Glenkinchie in der Nähe von Edinburgh zu besuchen. Da die Distillerie erst um 12 Uhr die Tore für Besucher öffnete, entschlossen wir uns nach dem 1h-späteren Frühstück, zuerst die berühmte Rosslyn Chapel (Chapel = Kapelle) zu besuchen, die eine wichtige Bedeutung im Roman „Sakrileg“ mit dem Da Vinci-Code spielt und auch in der Abschlussszene des gleichnamigen Films zu sehen ist (wo die Hauptprotagonistin erfährt, dass sie ein direkter Nachfahre ist). Allerdings wollte man nicht nur 4 Pounds (Pfund) fürs Parken haben, sondern auch nochmal 7 pro Person für den Einlass. Das war uns zu viel und somit schauten wir sie uns nur von außen an, zumal sie nicht wirklich imposant und so sehenswert war, wie manch andere auf dem Boden Grossbritanniens. Hier gibt es unglaublich viele Kirchen, Abteien, Kapellen, Münster usw. und manchmal fahren wir durch kleinere Ortschaften mit vielleicht 300-500 Einwohnern, sehen aber drei große Kirchen im Ort. Verrückt! Somit fuhren wir weiter in Richtung östliche Nordküste von Edinburgh und Sascha ging zu seiner Lieblingsbeschäftigung über, der er immer dann nachgeht, wenn es gerade nichts zu Essen gibt. Dabei hatten wir heute schon eine Stunde länger geschlafen und waren zur Rosslyn Chapel gerade mal 15 Minuten unterwegs gewesen. Nun ja, Sascha eben. Nach kurzer Zeit hatte ich die kleine Küstenstrasse entdeckt, die etwas Abseits der größeren und breiteren Hauptstrassen lag und einen schönen, wenn auch leicht diesigen Blick auf den Küstenstreifen während der Fahrt. Glücklicherweise ist hier alles sehr gut ausgeschildert, was ja leider nicht in jedem Land der Fall ist! Nach einer Weile war ein kleinerer Car-Park an dem ich anhielt um ein Foto zu schießen und Sascha wieder zu wecken. Dieser stieg aus, so unrasiert mit seinem roten Bart, reckte sich und ließ einen Brüller los. Die Leute in den anwohnenden Häusern verriegelten erschrocken die Fensterläden, da sie glaubten die Normannen sind wieder da und fallen erneut nach Britannien ein. Somit hatten wir wenigsten Ruhe um den Ausblick und das leicht kühle Wetter zu genießen, auch wenn es eigentlich nicht wirklich sooo viel zu sehen gab. Zum dem Zeitpunkt war ausserdem gerade Ebbe und der dunkle Strandbelag, der im Hintergrund auf dem Foto oben zu sehen ist, war eine Mischung aus Tang, Algen und sandigem Schlamm.
Einige Meilen später kamen wir zu unserem geplanten Zielort, North Berwick, bei dem nicht nur ein schottisches Seevögel-Schutzgebiet ist, sondern auch einige alte Steinfelsen aus dem Meer ragen. Wir suchten uns einen Parkplatz in der Nähe des kleinen, etwas ausserhalb gelegenen und mit Segelbooten belegten Hafens und begaben uns auf eine kleine Wanderung an der felsigen Küste entlang. Ich suchte mir einen Platz auf einem kalten und harten Stein und genoss die gerade durchbrechende Sonne. Allerdings nicht lange, denn wie in dem Reisevideo eventuell zu hören, pfiff der Wind einem hier ganz schön kalt um die Ohren. Der Felsen im Hintergrund ist übrigens so ein weiter oben erwähnter Felsbrocken, die hier vor Urzeiten von vulkanischen Aktivitäten stammen und sich von der Landmasse abgekapselt haben. Der hier heißt Bass Rock und ist Brutgebiet der hier lebenden Puffins, einer lustig aussehende Vogalart, die sogar tauchen kann. Von Scheue kann aber hier auch keine Rede sein, aber vermutlich kenn die Vögel hier den im Sommer verstärkten Besuch an Touristen und auch die Fischerei ist sicherlich eine gute Nahrungsquelle. Wir fuhren noch ein Stück weiter in Richtung Osten, da wir am Horizont noch einen weiteren Felsen mit einem Bauwerk gesichtet haben. Den Namen von dem Fels kenne ich leider nicht, das weisse Gebäude ist aber ein ehemaliges Gefängnis. Sicherlich ein trostloser und kühler Ort um sich die Zeit zu vertreiben.
Im Anschluss daran, machten wir uns auf den Weg in die Distillerie der Marke „Genkinchie“, welche zu 80% im Blend „Johnnie Walker“ enthalten ist und welche nur zu 8% überhaupt direkt in Flaschen als Single-Malt abgefüllt wird. Also ein rarer Whisky. Die Distillerie war gar nicht so einfach zu finden, da der zugehörige Ort recht klein war und das Gebäude unscheinbar, wenn auch größer als die Wohnhäuser rigsherum wirkte. Die Besichtigung kostete 4 Pounds und von Innen durften keine Fotos gemacht werden. Der Tourguide (Führer) sprach einen sehr runden und weichen Dialekt (wie als wenn Franzosen Deutsch reden) und war daher recht schwer zu verstehen. Da wir die einzigen Besucher waren, bekamen wir auch eine Sonderführung, durften in die Gärbottiche schauen, einen tiefen Atemzug nehmen und am Ende selbstverständlich war noch eine Verkostung verschiedener Sorten. Da ich der Fahrer war konnte ich nur mal nippen, aber das war auch ok. Was ich hier wieder mal gelernt habe ist, dass in der ersten Stufe des Gärungsprozesses Bier entsteht (ohne Hopfen aber mit Malz) und dieses dann dreifach destilliert wird, bis es 87 Volumenprozent Alkohol hat. Dann erst wird es in die verschiedenen Fässer gefüllt, von dem es nicht nur die Farbe, sondern auch den späteren Hauptgeschmack bekommt. Klar bekommen die rauchig schmeckenden Whisky’s ihren Geschmack bei der „Germanisierung“ (eine Art Räucherprozess für die halb getrocknete Gerste nach dem Mälzen) wenn dem Feuer Torf beigefügt wird, aber die Farbe ist danach immer noch mmh farblos. Ich spare es mir hier jetzt genau zu erläutern, wie der Herstellungprozess für Whisky ist. Wen es interessiert, kann sich gern von mir mein neues Whisky-Buch ausleihen, oder im Internet suchen.
Da wir noch Zeit hatten und auch noch mehr von den Lowlands sehen wollten, entschlossen wir uns einfach in die fast leeren Gebiete vorzudringen. Mit fast leer meine ich einen Bereich auf den Karten, der fast keine Wege oder Strassen enthält, wobei Strasse hier eher einem befestigtem Feldweg gleichzusetzen ist. Wir fuhren somit eine größere Runde, über Danskin nach Longformacus (wer will kann die Ortschaft ja mal auf der Karte suchen) und dann über einen großen Bogen zurück nach Edinburgh. Die Gegend allerdings wirkte zwar leicht hügelig, ich denke aber mal im Sommer oder frühen Herbst, wenn alles grün ist, wirkt es viel schöner. So fand man sich irgendwo im Nirgendwo wieder und die Landschaft war doch recht eigenartig. Da ziehe ich die Highlands vor. (siehe Reisevideo „Lowlands“) Sascha ging inzwischen wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach, denn Essen gab es ja erst, wenn wir wieder zu Hause waren. Auf der Autobahn habe ich dann mal ein kurzes Video gemacht, wie man sich einen Kreisverkehr hier vorstellen muss. Ist ja nicht so, dass wir keine Kreisverkehre in Deutschland hätten, aber auf der Autobahn folgen sehr oft, anstatt normaler für uns gewohnte Ausfahrten, Kreisverkehre die einem eine Abfahrt ermöglichen. Weiterhin ist ja hier auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 mil/h was 112 km/h entspricht und da man an den Kreisverkehren immer abbremsen muss, lohnt es sich hier gar nicht, ein schnelles Auto zu kaufen. Gut, soweit erst einmal der Bericht von Freitag. Morgen gehts zum Scone Palace und in den Norden. Davon dann morgen mehr!
Lars
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