Fort William und die Highlands

Am Freitag haben wir uns am Nachmittag nochmal mit Patrick in der Altstadt getroffen, genauer gesagt in der Princess Street, der Einkaufs- und Flanniermeile hier in der Edinburgher Newtown. Dort haben wir uns durch die trotz der Jahreszeit großen Anzahl an Touristen gequält und nach einigem Suchen endlich ein Café gefunden. Wer schonmal in einem Costa Café war, hier in UK oder auch in Deutschland, wird die Größe der Kaffeetassen und -becher kennen. Für alle Anderen, ein großer Kaffee zum mitnehmen ist etwa ein halber bis 0,7 Liter. Gegen Abend entschlossen wir uns dann noch mal Sandy Bell’s aufzusuchen, da wir diesen Pub das letzte Mal ja nicht gefunden haben. Dort war es rappel-voll und sehr sehr warm. Aber das ist ja in englischen Pubs so üblich. Diesmal hab ich ein Guinness getrunken, aber Patrick wieder einen guten Malt. (Was übrigens der Unterschied zwischen Malt, Blend, Whisky oder Whiskey und Scotch ist, erzähle ich Euch später.) Danach sind wir noch zum Grassmarket gegangen, um einen kurzen Blick in den ältesten Pub Schottlands zu werfen, aber dieser war genauso voll und somit machten wir uns dann doch recht zeitig auf den Heimweg.

Jetzt am letzten Wochenende haben wir wieder einen kleinen Ausflug nach Fort William gemacht, ein Ort wo nicht nur der höchste Berg Britaniens ist (Ben Nevis mit 1344m), sondern auch ein Ort in den beginnenden Highlands, direkt am Loch Linneh gelegen. Wieder meint damit nur, dass wir es ja bei unserer großen Rundreise durch Great Brittain im Jahre 2009 schonmal passiert haben und nun erneut dort vorbei schauen wollten. Die geplante Durchreise durch Glasgow haben wir dann doch sein lassen, da wir bis Fort William etwa 3 Stunden zu fahren hatten. Das Wetter war den Tag über ein wenig Aprilhaft. Manchmal war blauer Himmel und herrlicher Sonnenschein, eine halbe Stunde später fing es plötzlich kurz an zu regnen. Danach war wieder Sonnenschein.

Kurz nach Glasgow, beginnt schon das Gebiet der Highlands und somit auch die höheren Berge. Aus dem Auto heraus, haben wir einfach mal ein paar Fotos und Videos geschossen, die aber von der Qualität nicht so gut geworden sind, da die Geschwindigkeit, auch wenn ich extra langsamer gefahren bin, die Bilder leicht verzerrt.

[Zu den Videos übrigens: Einfach bei www.youtube.com/reiselars mal vorbei schauen!]

Gestartet sind wir kurz nach dem Frühstück gegen 9 Uhr. Die Familie hier schlief auch lange und ich hatte den Abend zuvor noch Bescheid gegeben, dass wir eine Tour machen und somit niemanden wecken wollen. Deshalb lief uns auch keiner weiter über den Weg, während wir die Vorbereitungen zum Aufbruch durchführten. Der Spritpreis ist übrigens hier auch innerhalb der letzten Woche stark angestiegen, wobei der Diesel das Benzin im Gegensatz zu Deutschland weit überflügelt. Benzin kostet derzeit um die 1,30 Pfund, Diesel allerdings als gewohnten deutschen Preis 1,39 Pfund, allerdings sollte man hier bedenken, dass der Pfund mehr wert ist als der Euro!

Unterwegs trafen wir auf seltsame, zottelige Wesen, die hier oben als Kühe gehalten werden. Klar, beischottische Hochland-Kuh den kühlen Temperaturen, würden die Kühe ja sonst auch frieren! Ansonsten war die Landschaft ringsherum einfach herrlich und erinnerte ein wenig an Norwegen oder das nördlichere Canada und wer schon eimal in diesen Regionen unterwegs war, wird mir sicherlich zustimmen können, dass diese vielleicht doch etwas karge, aber imposante Landschaft einem ans Herz wächst, so dass man immer wieder hierher zurück kehren möchte, bzw. ähnlich Orte aufsucht.

Gegen 12 Uhr rum kamen wir dann direkt in Fort William an und suchten erst einmal eine Toilette für Sascha. Da die kleineren Läden hier Samstags geschlossen hatten, lohnte sich eine richtige „Einkaufstour“ nicht. Gut, wir wollten ja auch eigentlich kein Geld ausgeben. Aber die größeren Läden, sowie die Cafés und Restaurants waren offen, so dass wir hier zum Mittag in ein Café (Bakery) einkehrten und es uns bei einem Kaffee (ich hatte einen Mintastic -> heiße Schokolade mit Minze) und nen kleinem Happen gemütlich machten. Danach bummelten wir noch so ein wenig durch die Gegend, machten einige Bilder (folgen am Ende dieses Beitrages!) und fuhren unsere geplante Strecke gen Norden weiter. Wir wollten garnicht so weit nach Norden, denn die Strasse führt direkt bis Inverness, wo das „berühmte“ Loch Ness mit dem „Monster Nessi“ ist. Ehrlich gesagt, gibt es aber viel schönere Lochs (ja Lochs, nicht Löcher!) hier in Schottland, als das ewig lange und breite Loch Ness.

Nach einer kurzen Strecke gen Norden, bogen wir in Richtung Ostküste ab, folgten der Countryroad (Landstrasse) einige Kilometer und fuhren dann in Richtugn Süden. Dort wollten wir in der kleinen Ortschaft Aberfeldy eine Distillery besichtigen, aber wir waren eine halbe Stunde zu spät dort, denn die Distillerien haben oft am Wochenende während der Winterzeit nicht geöffnet und schließen ansonsten sehr früh. So auch hier, wo der letzte Rundgang für Besucher um 15 Uhr startete. In Aberfeldy wird übrigens nicht nur der Whisky „Aberfeldy“ gebrannt, sondern von hier stammt der berühmte „Dewar’s White Label“ von John  Deware, der den Whisky selbst  eigentlich erst richtig berühmt gemacht hat. Nun, nichts desto trotz, fuhren wir unsere Strecke weiter durch die langsam wieder flacher werdende Landschaft bis nach Perth, einer größeren Stadt an der Küste.

Hier hatte ich vor auf gut Glück den „Scone Palace“ zu besichtigen, einer der wenigen Burgen, Paläste und Schlösser, die wir 2009 nicht geschafft haben zu besuchen.Scone Palace Das besondere am „Scone Palace“ ist seine historische Bedeutung. Zum einen ist Scone der „ehemalige“ Sitz des schottischen Könighauses und hier wurden auf einer kleinen Anhöhe ab 838, gleich gegenüber des Palastes, die früheren schottischen Konige gekrönt. Weiter zurück in der Zeit, ist Scone auch der Ort, den die Römer nie überschritten haben, das heisst ihr Imperium endete hier an der Grenze zum Reich der schottischen Clans. Mal so nebenbei kommt dazu demnächst sogar ein Film in die Kinos, ich glaube er heisst „The Eagle“, oder auf deutsch „Der Adler der neunten Legion“. Die neunte Legion fiel übrigens zu ihren glorreichsten Zeiten in Ungnade und wurde vom Vorgänger Caesars verbannt, später aber wieder durch Caesar selbst reaktiviert. Aber ich merke ich schweife ab. Gut. Als dritter und sehr wichtiger Punkt sei erwähnt, dass Scone der Sitz und Mittelpunkt der keltischen Kirche bzw. keltischen Religion ist, die sich von hier aus sehr stark in das römische Imperium ausbreitete und selbst heute noch eine große Anzahl Anhänger besitzt.

Ich wusste zwar das der „Scone Palace“ erst ab April wieder die Tore für Gäste öffnen würde, aber versuchen kann man es ja trotzdem. Der Mann am Tor begrüßte uns freundlich, freute sich das wir aus Deutschland kommen und erzählte uns dann, dass der Palast nicht geöffnet ist. Aber nächstes Wochenende findet eine Sonderöffnung statt, in der man das Innere des Palastes und den zur damaligen Zeit überdurchschnittlichen Luxus besichtigen kann. Somit haben wir auch schon wieder einen Plan für den folgenden Samstag ins Auge gefasst. Der Rückweg selbst verlief recht Ereignislos und wir überquerten nur noch die große Brücke kurz Edinburgh, um nicht einen Umweg über die Landroute wählen zu müssen. Kurz vor 18 Uhr trafen wir dann wieder in unserer Unterkunft ein und berichteten kurz beim Abendessen, was wir gesehen und nicht gesehen hatten.

Da im letzten Sommer teilweise angemerkt wurde, dass der Blog zu wenige Fotos enthielte, bzw. zu Kleine, folgen hier nun einige auf Blog-Breite zugeschnittene Bildimpressionen unserer Reise, hauptsächlich aus Fort William und die Umgebung gen Norden:

Der Sonntag war dann, wie geplant, ein Ruhetag an dem wir bis kurz nach 10 Uhr ausschliefen, dann frühstückten und sonst nichts weiter außer entspannen vor hatten. Ich beschäftigte mich ein wenig mit einem Whisky-Buch, welches ich mir von dem Hausherrn geliehen hatte, in dem nicht nur die Herstellung von Whisky, sondern auch die verschiedenen Ortschaften und Distillerien beschrieben waren. Ich erstellte dann für mich selbst mal eine Tabelle, in der ich die verschiedenen Whisky’s aufführte, sowie zu welchem Konzern welche Marke gehört. Ist recht interessant, da darunter auch Moet, Barcardi und Pernod zählen, die eine größere Anzahl an Distillen besitzen und die entsprechenden Marken vertreiben. Der weiter oben schonmal erwähnte Unterschied zwischen den Sorten und Bezeichnungen ist folgendermaßen. Die Bezeichnung „Whisky“ (oder auch Whiskey) ist gleich zu setzen mit Scotch. Es handelt sich dabei um das gleiche Getränk, ein gebrannter Gerstenkornschnaps. Whisky ist dabei die eigentliche Bezeichnung und Scotch weist nur darauf hin, dass es sich hierbei um einen schottischen Whisky handelt, ähnlich mit den Schaumweinprodukten (auch Sekt genannt) aus der französischen Chamagne. Ein „Malt“ oder auch „Single Malt“ ist ein reiner Whisky, der nicht gepanscht oder mit anderen Whisky-Sorten gemischt wird. Dann wäre es nämlich ein Blend. Berühmte Blends sind unter anderem „Glen Grant“, „Johnnie Walker“ und „Chivas Regal“. Ein reiner Whisky ist aber immer noch besser als eine Mischung, zumindest ist dies mein Geschmack.

Heute haben wir nun dann unseren „Neuen“ kennengelernt, Martin, der auch aus Deutschland, aus dem Saarland stammt. Er ist schon etwas älter als ich und benötigt Englisch für seine Arbeit, ist aber zurzeit mit mir zusammen in einer Gruppe, falls man zwei Leute schon als Gruppe bezeichnen kann. Sein Sprachniveau liegt knapp über dem von Sascha und derzeit überlegt man, wie man uns beide irgendwie besser fördern kann, denn ich liege deutlich darüber und man möchte mich auch nicht benachteiligen. Mal sehen was der morgige Tag bringt. Heute haben wir Dinge behandelt, die für die Meisten Schwierigkeiten bereitet, Präpositionen. Die werden im englischen teilweise wirklich of ganz anders angewandt, als wir es aus der deutschen Sprache gewohnt sind. Bei den heutigen Übungen habe ich zwar oft das richtige Wort eingesetzt, aber meist aus inneren Instinkt heraus. Bei näherem Nachdenken würde ich lieber ein anderes, aber falsche Wort wählen.

Weiterhin wollen wir morgen nochmal in die Altstadt, um wieder ein paar neue Pubs kennenzulernen und am Mittwoch erneut ins Kino, diesmal in den Film „Paul“. Falls Ihr übrigens mal Zeit findet, schaut Euch mal den Trailer für den Film „Sucker Punch“ an. Ist eine geniale Kombination, kommt aber auch hier erst nach unserer Rückkehr in die Kinos, somit in Deutschland wohl noch später.

Gut. Das soll es erst einmal gewesen sein. Ich hoffe es hat Euch ein wenig unterhalten und für eine mögliche Schottland-Reise inspiriert. Bis demnächst also,

Lars

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