Zwei Verrückte auf Reisen…

Es gibt Leute, die halten uns für eine wenig verrückt, ich halte uns dafür für Individualtouristen und wer mich kennt, bzw. schon einmal mit mir unterwegs war, der wird wissen, dass ich gerne neue Wege gehe, um Vielfältigkeit zu erfahren und um neue Eindrücke zu sammeln…

Wie gesagt haben wir uns für Freitag Abend wieder ein Auto gemietet, sogar wieder bei Avis, obwohl diese bis jetzt immer noch keinerlei Reaktion auf meine Anfrage gezeigt haben. Recht ungewöhnlich, da sonst Probleme recht schnelle geklärt wurden. Egal. Wir hatten zwar diesmal einen Ford Focus Automatik geordert, aber wieder das gleiche Fahrzeug wie letztes Wochenende erhalten. Nicht so schlimm, denn so konnten wir wenigstens wieder problemlos meinen IPod ans Radio anschließen und eigene Musik hören. Als Ziel hatte ich schon ein paar Ideen im Kopf, wir hatten uns aber noch nicht ganz entschlossen. Dies taten wir dann beim Abendessen, welches wir wieder mal in dem kleinen Café „Guajia“ einnahmen, welches ich einige Tage zuvor schonmal empfohlen hatte. Wir entschlossen uns, aufgrund der größeren Entfernung unserer Tour, noch am gleichen Abend loszufahren und so starteten wir etwa gegen 22 Uhr an unserem Hotel auf unsere abenteuerliche Tour.

Diesmal ging es zuerst wieder nach Süden und danach nach Westen in das Gebiet um „Palenque“ (‚Palenki‘). Die Fahrt dauerte auch die ganze Nacht und verlief ohne Vorkommnisse, außer dass zwischendurch einfach mal die Strasse aufhörte und in einer Baustelle endete, die aber befahrbar war. Als weitere „Gefahren“ sind die in den Ortschaften bzw. auch kurz davor aufgegossenen Geschwindigkeitshügel , hier „Topes“ genannt, welche man mit nicht mehr als 20 km/h überfahren sollte. Es kam hier auch mal vor, dass auf der „Autobahn“ oder Schnellstrasse, wo man bedenkenlos 110 fahren durfte, urplötzlich und ohne Vorwarnung ein Topes auftauchte und man dies erst sehr spät und an dem plötzlichen schwarzen Fahrbahnbelag (von den vielen Bremsspuren) bemerkte, bevor selbst in die Eisen stieg. Im Dunklem natürlich umso einfacher zu entdecken! 😉  Auch gibt es hier, wie aus einem schlechten Film, von uns benannte „Kamikaze-LKW“, die hier übrigens auch zwei Anhänger führen dürfen. Auf der Strecke, die kurze Zeit später in einer Baustelle endete, tauchten auf einmal mehrere Schlaglöcher auf der Straße auf, die allerdings nicht mit welchen in Deutschland vergleichbar sind. Diese hier sahen eher so aus, als hätte die USA vor kurzem erst diese Straße bombardiert und ungeachtet dessen, dass man getrost 110 fahren durfte, hatte man plötzlich ein Problem, um nicht ohne Fahrzeugachse dazustehen, oder einfach in einem der Löcher zu verschwinden. Die LKW hier allerding interessierte dies nicht und er kam uns nicht weiter beachtend von hinten angefahren (übrigens auch mit guten 110 km/h) und schoss knapp an uns vorbei, einfach durch die Löcher durch! Naja, die Fahrt verlief dann weiterhin problemlos, so dass wir gegen 7.30 Uhr in Palenque eintrafen. Da wir nun doch etwas müde waren und bei der hier angenehmen, aber trotzdem vorherrschenden Wärme nicht im Auto schlafen wollten, checkten wir kurzerhand im Best Western Hotel ein (für 22 Euro die Nacht) und legten uns bis Mittags auf’s Ohr. Danach checkten wir zur Verwunderung der Hotelangestellten wieder aus und aßen im Hotelrestaurant noch eine kleine Mahlzeit. Unser nächstes Ziel waren die Ruinen von Palenque und danach wollten wir nach Flores bzw. Tikal weiter und ich fragte noch kurz nach dem besten Weg über die Grenze, da die Grenzübergänge zwischen Mexico und Guatemala sich an einer Hand abzählen lassen und nicht so einfach aller paar Kilometer sind. Der Hoteldirektor war sehr freundlich und versuchte mir auf halben englisch den besten und kürzesten Weg von hier zu erklären und war noch mehr erfreut, als er hörte, dass wir aus Deutschland kamen und er ruhig spanisch sprechen könne. Da dies hier alles sehr viel Natur und auch ein nur dünn erschlossenes Naturschutzgebiet war, gab es nicht wirklich viele gut ausgebaute Strassen, aber er zeichnete uns sogar eine kleine Skizze, wie wir fahren müssten und wonach wir Ausschau halten sollten. Aber wir fuhren zuerst zu den Ruinen von Palenque, welche in meinen Augen von den Tempelanlagen mit die Schönste ist und sie gefiel uns besser als Chichen Itza, Uxmal oder Tulum, zumal die Landschaft hier einfach herrlich und mit der Landschaft auf der Halbinsel Yucatan nicht zu vergleichen ist! Dieses Bild ist übrigens nicht einfach nur ein See, sondern wir waren hier im Hochwassergebiet, welches die Region heimgesucht hatte und wer von Euch dies vielleicht in den Nachrichten verfolgt hat, hat einen groben Eindruck von der Situation hier. Übrigens konnten wir nirgends offizielle Hilfe entdecken und die Leute hier waren einfach auf sich allein gestellt, mit ihren überfluteten Häusern. Auf meinem Reisevideokanal bei Youtube habe ich auch zwei kurze Videos aus der Region (…folgt noch je nach Internetgeschwindigkeit hier!)

Danach fuhren wir die uns beschriebene Route weiter, zum Grenzübergang „El Ceibo“, welcher auf meiner Karte nicht mal eingezeichnet war und es sonst hier in der Gegen nur einige ‚Trampelpfade‘ gab, die wir mit unserem Auto natürlich nicht befahren konnten und wollten. Wir kamen aber nur bis zur nächst größeren Stadt in der Nähe der Grenze, da es dort dann bereits schon dunkel wurde und wie hier in kleineren Regionen üblich, nirgends Schilder aufgestellt waren, die uns wenigstens  die Richtung zeigen würden. Also hielten wir kurz und befragten einen Passanten, der mit seinem Sohn und vermutlich Vater am Strassenrand vor seinem Haus saß. Wie sich später herausstellte, waren er und sein Vater schon leicht betrunken, was die Verständigung nicht gerade vereinfachte. Außerdem erzählte er uns, dass es dort extrem gefährlich wäre und in Guatemala an der Grenze ständig Leute erschossen würden. Aber er wollte seinen Sohn, der vielleicht 10 Jahre alt war, mit einem Moped uns den Weg zur Grenze zeigen lassen, die von hier aber noch gut 70km weg war. Also nein. Wir brauchten gute 20 Minuten ihn  wieder los zu werden und fuhren wieder Richtung Stadt zurück. An einer Wäscherei saßen zwei alte Herren und unterhielten sich gerade und ich dachte mir, dies wären die richten Ansprechpartner für meine Fragen. Sie konnten mir den Weg grob beschreiben, meinten dann aber, das wir zu spät seien, denn die Grenze würde jetzt gleich schließen und wir hätte keine Chance das von hier noch zu schaffen. Verdammt! Nun ja, also doch wieder in die Innenstadt und ein Hotel gesucht. Wir fanden auch recht schnell eines, welches an der Hauptverkehrsstrasse der Innenstadt lag, zumindestwaren hier sehr viele Läden und Leute. Wir checkten erneut am heutigen Tage ein und bekamen ein Zimmer für umgrechnet 12 Euro die Nacht, sogar mit Klimaanlage. Naja. Wie in den kleineren Hotels üblich, darf man dies nicht mit dem europäischen Standard vergleichen, aber für eine Nacht ging dies schon mal wieder. So hatten wir nun plötzlich drei Hotelreservierungen innerhalb von einem Tag. Eine feste in Playa, eine zweite in Palenque und die dritte nun hier in Tenosique. Wir bummelten nochmal kurz durch die Stadt, die langsam auch Feierabend machte und holten uns noch drei Hotdog für insgesamt 25 Peso (~1,80Euro). Die Nacht war unruhig, da irgendwer in einem der Nachbarräume noch recht laut einen Film im Fernssehen sah, es trotz Klimaanlaange, die wir extra nicht so kalt gestellt hatten, stickig warm im Zimmer wurde und wir noch nicht wirklich richtig müde waren, da wir zuvor ja schon einige Stunden geschlafen hatten.

Am nächsten Morgen starteten wir gegen 8 Uhr aus dem Hotel, ließen uns kurz vorher von dem Mann an der Rezeption den Weg beschreiben, fragten zwischendurch trotzdem nochmal einen alten Mann auf der Strasse und fanden dann endlich den Weg. In der Stadt gab es keinerlei Schilder, wohin welche der vielen Straßen führte. Erst ein Stück außerhalb, in der Nähe einer Kaserne stand ein Schild, welches den Weg Richtung Grenze wieß. Die Kaserne hier sah übrigens schlechter aus, als so mancher Übungsplatz den ich schon besucht hatte. Die Stromleitungen hier wurden wie schon in Costa Rica von diversen Pflanzen zurückerobert und es sah ein wenig so aus, als würde Gras darauf wachsen. An der Grenze angekommen, war diese noch geschlossen und es warteten schon einige Leute davor. Kurz nach um 9 machte diese dann auf und die erste Hürde musste genommen werden. Wir hatten den Eindruck, dass an dieser Grenze so gut wie nie Ausländer (Mexicaner zählen hier nicht) die Ländergrenzen wechseln und man benötigte erstmal eine Weile die richtigen Formulare zu finden. Nachdem wir den mexicanischen Teil passiert hatten, kam gut 100m weiter der Grenzbereich von Guatelmala. Hier dauerte es dann  viel viel länger für uns. Wir mussten unsere Pässe, die Fahrzeugpapiere, sowie die Versicherungsunterlagen für das Fahrzeug kopieren, was hier, für Centralamerika verständlich, natürlich nicht an der Grenze möglich ist. Aber diese Lücken sind hier perfekt gefüllt, mit Vettern-, Brüdern- oder was-weiß-ich-Wirtschaft und ein kleines Motorradtaxi fuhr uns nach Guatemala rein, zu einem kleinen Markt gleich an der Grenze, wo man einen Fotokopierer besaß und uns weiterhalf. Auch diese waren begfeistert, dass wir Deutsche waren und nicht von „Estados Unidos“ (USA) kamen und man sprach begeistert von der vielen tollen Technik die die Deutschen bauten und entwickelten. Das kopieren dauerte nicht allzu lange, war preiswert und danach ging es zurück an die Grenze. Dort war dann nochmal eine kleine Gebühr von 40 Quetzal (Ketzal) fällig, die ich glücklicherweise in Peso begleichen konnte, denn mit US-Dollar konnte man hier nichts anfangen. Erstaunlich! Nachdem wir die Sache mit dem Auto endlich geklärt hatten, brauchten wir noch unsere Einreisegenehmigung, welche, wie sonst auch, nochmal eine kleine Gebühr kostete und anschließend musste unser Auto noch desinfiziert werden, damit wir keine gefährlichen Tierseuchen einschleppen. Dies kostete auch nochmal eine Kleinigkeit. Nach gut zwei Stunden hatten wir dann endlich die Grenze passiert und weiter ging die Fahrt nach Flores, etwa 150 Kilometer eine Strasse entlang, die von vielen Häusern gesäumt war. Man konnte hier nicht wirklich von Dörfern sprechen, da es keinen richtigen Anfang oder ein Ende gab. Einfach nur einfachste Häuser und Hütten, die rechts und links den Weg säumten und viele viele Kinder. Unterwegs trafen wir auf soetwas wie einen Bus, denn eine Haltestelle entdeckten wir auch nicht und wer ein Fahrzeug hatte, half den anderen für einen kleinen Obulus einfach aus. Auch lag in einer kleineres Siedlung ein älterer Mann einfach so am Straßenrand herum und sah irgendwie tot aus. Die restlichen „Anwohner“ interessierte dies aber nicht und vielleicht schlief er dort auch nur!? Nach vielen Kilometern durch eine Landschaft ähnlich Costa Rica, trafen wir auf Flores. Wir hatten hier übrigens nirgendwo Polizei gesehen und das einzigste Fahrzeug welches wir entdecken konnten, stand in einer Einbahnstrasse am Seitenrand, die wir natürlich verkehrtherum reingefahren waren, da hier ebenfalls nirgends Schilder standen, die dies kennzeichnete. Man erkannte dies nur an der Richtung, wie die restlichen Fahrzeuge parkten, wenn man Glück hatte. Aber sie ließen uns in Ruhe. Nach kurzer Rast und Stärkung, fuhren wir auf die „Isla de Flores“, welche den schönen Stadtkern bilden sollte, zumindest was man so darüber gelesen hatte.

Mmh. Nun ja. Wir fanden Flores nicht gerade umwerfend und nach kurzer Rundfahrt über die Insel, machten wir uns auf den direkten Weg nach Tikal, einer weiteren gut bekannten und berühmten Maya-Stätte. Hier kostete es gegenüber den Ruinen von Palenque wieder Eintritt und das Klima war durch ein aufziehendes Gewitter wiedermal extrem schwülwarm. Aber hier waren auch sehr wenige Touristen unterwegs. Die Stätte war richtig groß und man musste vom Eingang gut 20 Minuten laufen, bis man auf die erste Ruine von vielen stieß. Wir begnügten uns mit ein paar und dem Zentralplatz, der die wichtigsten Bauerwerke enthielt. Auch traf man hier ein, sicherlich durch Touristen gezähmtes, typisches Tier aus der Region an, einen „Weissschnauzenbär (oder so ähnlich)“, wie auf dem Foto rechts zu sehen ist, in klein wie auch in groß. Übrigens sind bis jetzt alle gut besuchten und für die Touristen gepflegten Mayastätten mit viel Gras zwischen den Ruinen bewachsen, welches zum Dschungel einen schönen grünen Kontrast bildete. Allzulange hielten wir uns nicht auf, denn wir wollte weiter, bevor die Grenze zu machte und so starteten wir gegen 16.30 Uhr wieder von Tikal weiter Richtung Osten, wo wir dann etwa gegen 18 Uhr eintrafen. Kurz an der Bordercontrol von Guatemala unsere Desinfektions- und Ausreisegebühr beglichen und weiter zur Immigrationstelle von Belize, welches von hier die einzige Möglichkeit nach Mexico zu kommen darstellte. Dort ging unser Dilemma dann los.

Zuerst war noch alles in Ordnung und man nannte uns sogar einige deutsche Begriffe, die die Beamten hier schon kannten. Wir bekamen unsere Stempel in den Pass und mussten dann weiter zur Fahrzeugeinschleusung. Hier hatten wir wieder das gleiche Problem wie in Guatemala, aber wir hatten zuvor extra mehr Kopien gemacht und somit für einen weiteren Kopieranfall vorgesorgt. Aber den Grenzbeamten vielen immer neue Ideen ein, wie sie harmlose Touristen ärgern könnten. Man sagte uns, dass wir mit dem Auto nicht einreisen dürften. Zu Fuß gern, aber nicht mit unserem Fahrzeug. Wir müssten ein explizites Schreiben vom Besitzer ‚Avis‘ haben, welches die Einreise nach Belize gestattete und da wir diese nicht hätten, hätten wir Pech. Nun war zusätzlich noch das Problem, das wir unsere Vignette für Guatemala schon wieder an dem Grenzposten zuvor abgeben mussten, dort auch ausgereist waren und unsere Ausreisegebühr beglichen hatten und wenn wir jetzt umkehrten, hätten wir das Problem, alles wieder neu bezahlen und beantragen zu müssen und im besten Fall wäre die Beamten hier dann auch so stur und wir dürften mit dem Fahrzeug dann auch nicht nach Guatemala rein. Interessante Situation. Mittlerweile war auch schon 18.30 Uhr durch und die Grenze nach Guatemala war inzwischen schon zu. Also versuchte ich bei Avis in Playa del Carmen anzurufen und der netten Dame, die sich letztes Wochenende schon mit uns herumgeschlagen hatte, zu erklären, wie unsere Situation war. Diese sagte, dass der Versicherungsschutz von Avis bei Grenzübertritt erlöschen würde und es deswegen nicht erlaubt sei. Da wir ja aber vorher mit dem Avis-Mitarbeiter geredet hatten, dass wir nach Tikal wollten und dieser meinte, das sei kein Problem, da wir ja sowieso eine Extra-Versicherung für das Fahrzeug hätten und die Versicherung von Avis nicht in Anspruch nehmen würden. Ich gab der Dame eine Faxnummer von der Grenzstation hier durch und sie meinte, dass Avis wolle, das wir ihr Fahrzeug auch wieder nach Mexico einführen sollten und sie würde ein entsprechendes Schreiben aufsetzen. Nach dem Telefonat gaben wir diese Information an die Grenzbeamten weiter, die eigentlich auch schon Feierabend machen wollten und nur der „eine junge und ehrgeizige“ Kollege von Ihnen, hielt alle vom Feierabend ab. 15 Minuten später kam einer der Beamten zu uns und erklärte, dass ihr Faxgerät kaputt wäre und sie somit kein Fax empfangen könnten. Wir sollten es uns per Email schicken lassen, die könnten wir hier abrufen und ausdrucken. Ich bat den Beamten, kurz selbst mit Avis zu sprechen, da sein spanisch bedeutend besser war als unseres und er erklärte nochmal die Situation und den Wunsch der Grenzbeamten. Nach erneuten 15 Minuten rief er uns in sein Büro, wo schon zwei Beamte saßen, Computer spielten bzw. im Internet surften und dabei schnell die Bierflaschen unter dem Tisch verschwinden ließen, als wir eintraten. Leider war bisher keine Email eingetroffen und wir ‚plauschten‘ derweil ein wenig mit den Beamten. Ich rief nach weiteren 15 Minuten nochmal bei Avis an und fragte nach der Email und bat, diese erneut zu versenden. Kurze Zeit später traf sie ein, wir atmeten auf und ließen sie ausdrucken. Leider reichte dem jungen Beamten dieses Schreiben nicht, aber auf genervtes Drängen seiner Kollegen, uns doch endlich durchzulassen, machte er dies, nachdem er kurz unsere Rucksäcke inspiziert hatte. Mittlerweile war es fast 21 Uhr, als wir endlich die Grenze überschritten hatten. Soviel Zeitaufwand war gar nicht eingeplant, zumal es nun schon stockdunkel war.

Zum Glück gab es von der Grenze weg vorerst nur eine einzige Strasse, die nach Belize-City führte und die wir selbstverständlich nahmen. Aber wir kamen nicht sehr weit, denn nach einigen Kilometern stießen wir auf eine kleine Polizeikontrolle. Diese prüfte unsere Papiere und das Fahrzeug und als sie bemerkten, dass wir mit mexicanischen Kennzeichen herumfuhren, fragten sie uns nach unserer Versicherung für das Fahrzeug. Ich zeigte alle benötigten Papiere und Policen, aber das interessierte die Polizisten überhaupt nicht. Sie meinten nur, das wäre alles völlig wertlos, denn das würde in Belize nicht gelten, auch wenn in der Police „weltweiter Schutz“ aufgeführt war. Wir bräuchten eine Police von Belice für die Dauer des Aufenthaltes und außerdem hätten wir eine Straftat begangen, da wir mit einem nicht in Belize versichertem Fahrzeug unterwegs seien. Wir versuchten zu erklären, dass wir schon Probleme an der Grenze hätten und man dort die Police geprüft und für in Ordnung befunden hatte, aber das intessierte sie gar nicht. Wir bräuchten eine Tagespolice. Woher bekommen an einem Sonntag fast um 22 Uhr? Kein Problem, denn der eine Beamte stieg mit zu uns ins Fahrzeug und sagte er begleite uns jetzt zu einem Versicherungsbüro. Dieses Büro stellte sich als ein kleines Wohnhaus in einer nahen Siedlung heraus, welches vermutlich seinem Schwager, Bruder oder eben einem anderem Familienmitglied gehörte, welches zufällig einen Block mit Policen besaß, welches vermutlich vorher von irgend einem LKW gefallen war. Die Police kostete uns 12 Belize-Dollar, was etwa 6 US-Dollar entsprach. Nun blieb noch die Strafe. Man nannte uns zwei Optionen und mit kam die Situation genauso vor, wie ich sie vorher in einem Reiseführer für Mexico gelesen hatte. Die erste Option war, dass wir unser Fahrzeug über Nacht auf dem Polizeihof abstellen könnten und anschließend ein „Zimmer“ für die Nacht in der Polizeistation erhielten, was sehr schön umschrieben war, die zweite Option wäre eine Strafe von $500,-! Wir erklärten ihm, dass keine der beiden Optionen für uns akzeptabel wär, da wir nur arme Studenten ohne viel Geld seien und in Mexico einen studentischen Job als Hilfskraft hätten und deswegen unbedingt am nächsten Tag wieder auf Arbeit sein müssten, um den Job nicht zu verlieren. Er unterbrach unsere Ausreden und fragte, wieviel Geld wir hätten. Ich kratzte die Reste in unserem Portomonnaie zusammen und kam mit den wenigen Peso, ein paar Quetzal und US-Dollar umgerechnet auf etwa 90 Euro Bargeld. Er akzeptierte, steckte es ein und sagte, damit sei alles in Ordnung.

Das System funktioniert hier folgendermaßen. Die Polizei braucht Geld, immer und je nachdem wie die Polizisten im Dienst Geld einnehmen, werden sie befördert. Ein Teil des Geldes müssen sie an ihre Vorgesetzten abgeben, die ja auch schneller befördert werden wollen und deren Vorgesetzte ebenfalls. Deshalb ist Korruption hier an der Tagesordnung. Genauso wurde bereits im Reisefüher davon abgeraten, sein Fahrzeug auf dem Polizeihof abzustellen, da dies wie ein Schrottplatz wäre und das Fahrzeug über nacht soweit ausgeschlachtet würde, (alles was Geld bringt) dass man es am nächsten Morgen nicht mehr wiedererkennen würde.

Wir fragten noch kurz, was wir jetzt machen sollten wenn wir in die nächste Kontrolle (von korrupten Polizisten…die nur dazu gedacht) kämen, da wir nun kein weiteres Geld mehr hätten, aber er meinte nurso in der Art, dass wir dann von ihm grüßen sollten und es wäre kein Problem. Toll, was!? Moderne Wegelagerei mit Lizenz. Zum Abschluss warnte er uns noch freundlich, dass wir vorsichtig fahren sollten, da es in Belize nachts nicht ungefährlich sei und ließ sich anschließend an dem Kontrollposten wieder aussetzen.

Die Fahrt weiter nach Norden verlief dann problemlos, wobei das Fahren hier recht anstrengend war. Zum einen gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen (offiziell) und zum anderen keine Fahrbahnmarkierungen, weder für die Ränder noch für die Mitte, so gut wie keine Beleuchtung und dazu noch keinerlei Ortsschilder, so das man nie wirklich wusste, wo man gerade war und man musste sich anhand der gefahrenen Kilometer an der Karte orientieren. Wir fuhren, wie einige andere recht zügig durch die Nacht, mit dem Ziel unterwegs nicht aufgehalten zu werden und so schnell es geht die Grenze nach Mexico zu erreichen. Wir hielten nur ganz kurz in einer größeren Ortschaft, wo wir nochmal 50 Belize-Dollar abhoben, für den Notfall. Eigentlich wollten wir Belize-City umfahren, aber bei der Nichtbeschilderung hier, verpassten wir unsere abgehende Seitenstrasse und so fuhren wir dann doch in die City hinein. Diese ist sehr unschön, dreckig und hässlich, da sie keinerlei alte Gebäude besaß, sondern nur mehr diese Satellitenstruktur von vielen kleinen Häusern mit vielen Gittern davor. Wir hielten uns Richtung Flughafen, der nördlich davon lag und hatten kurze Zeit später wieder die Stadtgrenzen passiert. Am Flughafen verfehlten wir wieder die richtige Seitenstrasse und fuhren somit eine kleine Küstenstrasse entlang, die aber auch in die gleiche Richtung führte. Kurz nach Mitternacht erreichten wir dann endlich die Grenze. Die Grenzbeamten waren halbwegs freundlich und man wollte aber nach übrigens problemloser Kontroller der Fahrzeugpapiere eine Ausreisegebühr von 65 Belize-$, die wir nun nicht hatten. Ich fragte nach einem Geldautomaten, aber die waren im ganzen Land rar und nachdem ich ihm erklärte, dass wir Probleme mit der Polizei hatten und deswegen keine Geld mehr, war es kein Problem mehr. Er begnügte sich mit den 50 Belize-$ in seine eigene Hosentasche und wir konnten weiter zum Grenzeingang nach Mexico. Wir erwarteten nun eigentlich wieder Probleme, da wir nun wirklich kein Geld mehr hatten, nur wenige Münzen, aber hier brauchten wir nur wieder unsere üblichen Formulare ausfüllen und brauchten glücklicherweise nichts mehr bezahlen. Nun trennten uns nur noch etwa 300 km von Playa del Carmen und wir fuhren endlich wieder auf gut beschilderten und ordentlichen breiten Strassen, mit freundlichen Polizisten usw.. Wer sich erinnert, wie ich über die Strassen und die Beschilderung hier noch am letzten Wochenende dachte, der wundert sich vielleicht jetzt, aber wenn man wieder in etwas Zivilisation eintaucht, ist plötzlich selbst das wenige sehr angenehm! Kurz vor Tulum nochmal getankt und gleich etwas Geld abgehoben und die letzten 40 Minuten bis zum Hotel, welches wir dann gegen fast 5 Uhr in der Frühe erreichten und wo wir wieder mal erwartet wurden.

Ja, ein „Aventura“ (Abenteuer) mal an diesem Wochenende und insgesamt fast 2000 Kilometer hinter uns gebracht. Hier wieder eine Karte unserer Route, allerdings diesmal etwas kleiner, da ein größeres Gebiet abgesteckt werden musste.

…sowie wieder die Tour zum herunterladen für Google-Earth.
Wochenendtour_2_in_Mexico

Letztendlich konnten wir feststellen, dass es bedeutend schönere Stellen in Mexico gibt und das gerade die Gegend Chiapas und um Palenque wunderschön ist. Dagegen ist Yucatan eigentlich hässlich. Auch Guatemala ist von der Natur her schön, die Leute aber sind rechts arm und es herrscht leicht höhere Kriminalität. Belize ist einfach nur hässlich, gefährlich und korrupt und ein Besuch lohnt sich in meinen Augen nicht. Leider gibt es nur drei Grenzübergänge in Belize und wenn man nach Tikal oder Flores in Guatemala möchte, bleibt einem keine andere Wahl, da im Norden von Guatemala keine weiteren Grenzübergänge existieren.

Lars