Montezuma und Mál Pais

So, nun wie versprochen der Bericht vom letzten, absolut genialen Wochenende, auch wenn es schon wieder 21 Uhr ist und ich gar keine Lust mehr dazu habe.

Wir sind diesmal schon am Freitag gestartet, um mehr vom Wochenende zu haben und verzichteten daher auf unsere2 Stunden Einzelunterricht, da wir für 14 Uhr den Bus in San José bekommen mussten. Taxi wurde über die Schule organisiert und war auch rechtzeitig da. In San José waren wir kurz vor 14 Uhr und es stand auch schon eine beachtliche Schlange an Leuten an der Busstation, die zwar nicht alle nach Monezuma wollten, aber es sah nach so vielen aus, dass Kerstin schon ein wenig die Befürchtung hatte, das wir keinen Platz mehr bekommen würden. Aber alles kein Problem, da der Bus zwar recht voll war, aber keiner stehen musste.

Erstaunlich fand ich, wie die Busse hier zum teil verziert waren, was in Deutschland oder Europa allgemein niemals erlaubt werden würde. Aber das schafft wenigstens Platz auf der Autobahn. Nun ja, im Bus bekamen wir Karten mit Nummern und wir dachten erst, dass es wie hier sonst üblich Platznummern wären, was es diesmal aber nicht waren, da wir sonst draußen oder auf dem Dach hätten sitzen müssen, da wir die Nummern 60 und 61 hatten, es aber nur 54 Sitzplätze gab. Ein freundlicher Tico inder letzten Reihe erklärte Dirk und mir dann kurz, dass es diesmal keine Platznummern wären und bot uns die Plätze neben seiner Familie an. Wenigstens waren es Plätze mit richtig viel Beinfreiheit, da sonst die Reihen extrem eng beieinander befestigt waren. Die Anderen saßen irgendwo im Bus verteilt auf anderen Plätzen. Die Fahrt bis nach Puntarenas, wo die Fähre auf uns wartete dauerte mit gut 2 einhalb Stunden kürzer als erwartet. Dort mussten wir den Bus verlassen und begaben uns an Board der mittelgroßen Fähre, die vonihren Ausmaßen bedeutend größer war, als die, die wir auf den Kapverdischen Inseln benutzt haben. Die Fahrt dauerte eine gute Stunde und es zog neben Dunkelheit noch ein Gewitter auf, welches die Stadt hinter uns in dunkelsten Regenwolken verschwinden ließ. So wie es sein musste, fing es kurz vor Ankunft am Anliegehafen natürlich an zu regnen, so dass wir im Regen zum Bus flitzen mussten, aber es war zum Glück teilweise überdacht.

Nach einem weiteren Gespräch, welches wir mit der Familie neben uns führten, erfuhren wir, dass der Bus nicht wir vorher angegeben durchfahren würde, sonder wir noch einmal in Cóbano umsteigen müssten, um nach Mál Pais zu gelangen. Wir beschlossen es Kerstin erstmal noch nicht zu verraten, da sie erstens mit vollem Gepäck reiste, weil sie dann am Montag morgen zurück nach Deutschland flog und weil sie auf aufgeregtesten von uns allen war. Nach guten weiteren 90 Minuten landeten wir in Cóbano, wo es gerade Eimerweise schüttete. Ich hatte zwar meinen neuen Regenschutz angelegt, aber bei dem Wasser was hier vom Himmel fiel, sollte man besser immer ein aufblasbaren Schlauchboot dabei haben. Unser „Bus“ stand schon bereit und nach kurzen Gespräch mit einem anderen Einheimischen, der hier mit rumstand und auf den Transfer wartete, erfuhr ich, dass der Bus nicht nach Mál Pais, sondern nach Sta. (Santa) Teresa, einem Nachbarort fahren würde, er aber in Playa Carmen halten würde, was nur gut 700m von unserem Ziel weg sein sollte. Nun ja, Riesenfreude und genau das Gefühl, was man bei individuellen Reisen hier haben sollte. Der Bus selbst war, mmh ich weiß nicht, 50 Jahre alt und hatte schon lange keine Werkstatt mehr gesehen. Die letzten zwei Deckenplatten hingen herunter, die Sitze waren teilweise nass und als der Bus losfuhr, bekamen wir erstmal eine kleine Dusche, aus den mehr als 12 Löchern in der Decke, die eigentlich die Schrauben für die Deckenplatten enthalten hätten sollen. Die hintere Tür rastete nicht ein und so pendelte sie während der Fahrt immer auf und zu und das Fahrwerk klang so, als ob dort nichts mehr fest war, so polterte es auf den allerdings sehr ausgefahrenen Feldwegen die wir nun nahmen. Vom Geschaukel kam es mir ein wenig vor wie im Dingo in Afghanistan, wo man die aneinanderreihung von Schlaglöchern teilweise auch als Weg oder Strasse bezeichnete.

Gegen 21.30 Uhr waren wir dann in Playa Carmen und nahmen das einzige Taxi das es hier gab, um für 3000Col$ die gut 700m im Regen bis zu unserem Hotel zu gelangen, welches neben preiswert wirklich klasse mitten im tropischen Wald gelegen war. Dort kurz die Zimmer bezogen und dann noch schnell was Essen. Allerdings hatte das Hotel kein Angebot an Essen mehr, man bot uns aber an ein Taxi zu rufen, damit wir in der Stadt (bzw. besser Ansiedlung) noch einen Happen essen könnten. Es kam der gleiche Taxifahrer und knöpfte uns erneut 3000Col$ ab, was für 700m extrem viel ist (trotz starkem Regen). Wenn man bedenkt, dass wir sonst für 3000Col von San José ne gute halbe Stunde bis zu uns Taxi fahren, ist es hier recht teuer, allerdings gab es anscheinend ein Monopol hier, da es nur ein Taxi im Ort gab. Welch Glück für ihn. Zumindest haben wir noch ne Kleinigkeit an eine Art Schnellimbiss gegessen,was auch sehr lecker geschmeckt hat und eine Art Döner darstellen sollte, aber eindeutig nicht war. Diesmal entschlossen wir uns dann zurück zu laufen, da der Regen mittlerweile aufgehört hatte und wir nicht schon wieder soviel Geld bezahlen wollten, auch wenn es zum Vergleich mit Deutschland immer noch günstig war und machten uns danach bereit fürs Bett.

Am Samstag begann der Tag wieder mal zeitig um 7.30 Uhr und wir trafen uns zum Frühstück hier. Die beiden Mädels, Kerstin, aus der Ecke Frankfurt, sowie Daniela waren etwas eher beim Frühstück, hatten Erica, die Tochter von Dirk’s Gastmutter schon angetroffen, da diese gleich nebenan wohnte, aber in den Ort zur Arbeit musste. Wir nahmen ein Tico-typisches Frühstück (Toast, Kaffee, Reis, Bohnen mit Knoblauch, Spiegelei und etwas Salat) ein und begaben uns dann in den Ort runter, da einige von uns noch Geld brauchten und Erica uns den fahrbaren Untersatz besorgen wollte. Uns erschloss sich nun im Hellen folgender Anblick, den ich Euch nicht verwehren möchte:

Ericá war wie ihre Mutter, extrem lustig, freundlich und komplett entspannt, wie die Meisten hier, die einfach nach dem typisch costaricanischen Motto „Pura Vida!“ (Das Leben pur!) lebten. Unsere Motorroller stellten sich als Quads heraus und wir mieteten uns 3 Stück, auch wenn man eigentlich nicht unbedingt zu zweit darauf fahren sollte, was allerdings möglich war. Die Quads (wenn auch in deutscher Hand) waren im Vergleich zu Deutschland extrem preiswert und kosteten uns gerade mal 27 US$ p.P. für ganze 8 Stunden. Marco bekam ein einzelnes Quad, da er erstens weniger Platz für eine zweite Person hatte und sich die Mädels nicht bei ihm drauf trauten, da er doch recht „rapido“ (frei übersetzt: „am Limit“) unterwegs war. So fuhr Kerstin bei Dirk und Daniela bei mir mit. Wir hatten geplant nach Montezuma zu fahren, wobei es zwei verschiedene Wege geben sollte, einen am Strand entlang und den zweiten über die Berge. Wir nahmen zuerst den am Strand, um etwas vom Meer sehen zu können und machten öfters Halt, wo unter anderem Dirk sich daran machte, Coconuts für uns zu ergattern,  was garnicht so einfach war, da die Rinde recht glatt war und man Geschick und vor allem Übung darin haben musste. Wir haben dann nach gut 2 Kilometern einen dritten Weg entdeckt, der eine Mischung aus Strand und Bergstrecke darstellte und direkt durch den Wald führte, der mit den Quads optimal zu befahren war. Darunter waren von steilen Steigungen, Schlaglöcher und Wasserrinnen mal nicht erwähnt, steilen Abfahrten und kleineren Flüssen alles dabei. Die Flüsse waren nicht tief, machten aber Spaß zu durchqueren, am meisten Marco, da dieser ja nicht auf einen Beifahrer Rücksicht nehmen musste. Nach gut der Hälfte der Strecke, stellte ich fest, dass an meinem und Danielas Quad die Lenkung nicht richtig funktionierte, da es sich zwar nach rechts lenken lies, aber ganz schwer nur nach links. So blieb es nicht aus, dass wir dann bei einer Abfahrt mit plötzlicher Linkskurve vom Quad flogen, da wir „irgendwie“ mehr geradeaus als nach links und somit zum Glück gegen einen leichten Hang mit Bäumen, als in einen Abgrund fuhren. Bis auf zei-drei blaue Flecke ist aber nichts weiter passiert und wir folgten den Anderen, die schon wieder irgendwo waren und bereits auf uns warteten. In Montezuma selbst haben wir die Quads dann zwischengeparkt und sind für ein paar Stunden an den Strand, wir Jungs im Kampf mit den Wellen und die Mädels im Kampf um ein paar braune Pigmente mehr. Gegen 16 Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg, da wir zum Einen noch die Wasserfälle besichtigen wollten, wo wir aber den „kostenlosen“ Zugang nicht gefunden haben und Zweitens mussten wir die Quads bis 18 Uhr bei uns wieder zurück geben. Wir entschlossen uns die gleiche Strecke wie hinzu zu nehmen, da es langsam anfing dämmerig zu werden und wir die Strecke schon kannten. Dort haben sich dann Dirk und Kerstin, die eine steile Abfahrt direkt vor uns befuhren, mit einem Schlagloch angelegt und den kürzeren gezogen, was recht gefährlich aussah, da das Quad vor uns plötzlich vorn von der Straße verschwand und die Beiden abwarf, bevor es auf sie drauf fiel. Zum Glück ist bis auf ein blaues Knie und ein paar Schürfwunden nicht passiert! Hinter uns drängelte dann plötzlich ein Jeep mit vier amerikanischen Touristinnen, die zwar sahen, das wir gerade den Quad wieder aufrichteten, aber unbedingt vorbei wollten. Wir trafen sie dann 500m weiter, vor dem ersten kleinen Bächlein (siehe Foto weiter oben), durch den sie sich mit ihrem Jeep nicht trauten und wendeten. Auf dem Rückweg fuhr Daniela und naja, mal wieder in einer Linkskurve hat es uns beide erneut vom Quad geworfen, da das Quad nicht das machte, wie wir wollten. Alles im allen hat diese Quadtour aber gigantischen Spaß gemacht, vor allem Marco, der die ganze Zeit nur irgendwo mit Vollspeed von Hügel zu Hügel sprang. Recht dreckig und relativ nass haben wir die Quads dann doch noch rechtzeitig wieder zurückgeben können und machten uns auf den Weg zum Hotel zurück.

Nach kurzer Dusche wollten wir eigentlich dort essen und dann mit Erica zu einem „Fiesta“ im Ort gehen, aber da es wieder anfing mit regnen und wir von dem Tag ganz schön geschafft waren, entschlossen wir uns nicht mehr zu dem Fest zu gehen. Das eiinzige Problem bestand nur darin, dass das Hotel aufgrund der geringen Gastanzahl (wir und noch ein Pärchen) kein Abendessen mehr anbot, so dass wir uns eine Pizza ins Hotel bestellten. Später kamen dann Erica und ihr Freund noch vorbei und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Am Sonntag ging es erneut recht zeitig los, da wir vor hatten, eine „Canyopé-Tour“ zu machen, wo man an Seilen durch die Baumkronen des Dschungels reisen konnte. Nach erneutem Frühstück besorgten wir uns wieder ein Taxi und ließen uns zum Startpunkt fahren, der eigentlich gleich hier um die Ecke sein sollte, aber dann doch gut 5 Kilometer entfernt war. Dort angekommen, war es garkein Problem ‚zwischenzubuchen‘, da wir eigentlich 8.30 Uhr schon unsere Tour gehabt hätten es da aber schon halb 10 war. Aber alles kein Problem und so wurde extra für uns eine Extratour gestartet und wir fuhren ein Stück bergauf, wo wir dann eine gute halbe Stunde lang mit verschiedenen Geschwindigkeiten und Steigungen an den Seilen durch den Dschungel rauschten und mit den dort in den Kronen lebenden Affen um die Wette riefen. Hat wieder mal richtig Spaß gemacht und war nicht zu vergleichen mit irgendeiner Kletter- und Seilstreckenbahn in Hammelburg, welche ich bereits im Laufe meiner Dienstzeit kennenlernen durfte. Im Hotel zurück, hatten wir dann noch etwas Zeit zum Entspannen in den zu den Unterkünften gehörigen Hängematten, bevor wir uns wieder auf den Weg in die Ortschaft und zum Bus machen mussten und beobachteten nebenbei noch ein paar verschiedene Tiere, die wir hier so sichteten, Da war von Leguanen, über Kolibris und Spinnen mit seltsamen Netzformen, sogar ein Scorpion dabei, der es sich auf einem Badehandtuch bei den Mädels in der Unterkunft bequem gemacht hatte und von uns entfernt werden musste, bevor er noch jemanden stechen konnte.

 

An der Recepción beim Auschecken entdeckten wir dann noch ein weiteres seltsames Tier auf dem Tisch, welches zwar einer Heuschrecke oder Zikade ähnlich sieht, ich habe aber noch nie so ein Tier mit einem so langen und gewaltigen Stachel gesehen und daher haben wir beschlossen, es nicht anzufassen, sondern einfach in Ruhe da sitzen zu lassen, wo es gerade saß. Wir ließen uns noch einTaxi rufen, da wir nun mit etwas mehr Gepäck unterwegs waren und Kerstin ihren schweren, großen Koffer nicht die 700m zum Ort runter schleppen wollte und verabschiedeten uns vom Hotel, die noch in letzte Minute versucht hatten, etwas Geld rauszuschlagen, indem sie einfach behaupteten, dass es, wenn man mit Kreditkarte zalhlen würde, es pro Person und Nacht $5 Aufschlag kosten würde, egal ob einer für Alle zahlt, oder jeder einzeln, was zusammen dann nochmal $50 gemacht hätte und sehr unglaubwürdig klang. Im Playa Carmen verabschiedeten wir uns von Ericá und gingen gleich an der „Bushaltestelle“ noch eine Kleinigkeit essen, die sehr lecker und sehr preiswert war, bevor unser Shuttlebus zurück nach Cóbano ankam. Dieser war wie schon bei der Hinfahrt sehr zerfallen und klapperte und polterte an allen Ecken und Enden. In Cóbano wartete wieder eine recht lange Schlange auf den Anschlussbus, aber zum Glück fuhr unsere Tico-Familie vonb der Hinfahrt auch wieder zurück und hielt uns die Plätze in der letzten Reihe frei. Diese waren auch in Montezuma am Strand gewesen und hatten so ihr Wochenende verbracht. Sie entdeckten das Knie von Dirk und fragten gleich nach, was passiert war und tauschten dann einige ältere Tico-Münzen, sowie Muscheln von Montezuma gegen einige Cent aus Deutschland. Auf der Fähre war diesmal etwas mehr los und als wir wieder in Puntarena ankamen wurde es schon wieder langsam dunkel, so dass man nochmal kurz die Abendstimmung einfangen konnte.

Im Bus gab es nach der Fähre ein paar Unstimmigkeiten zwischen einem anscheinend australischen Touristen und einem Einheimischen, da der Tourist plötzlich auf dessen Platz saß und meinte im Recht zu sein, obwohl hier andere Regeln für Langstrecken gelten, so dass man nur dann einen Sitzplatz erhält, wenn man rechtzeitig da ist und sonst die ganze(n) Fahrt(en) über stehen muss. In Santo Domingo trafen wir dann in unserer Unterkunft auf noch einige Leute aus der Schule, da Conny ja Geburtstag und dazu eingeladen hatte. Wir wurden noch mit Essen und Fragen überhäuft und wollten eigentlich nur noch ins Bett, aber es hat dann schließlich doch noch sehr gut geschmeckt, so dass wir uns noch einige Portionen Tortillas gemacht haben bzw. haben machen lassen.

Zu diesem Wochenende habe ich auch einige gute Videos in HD aufgenommen, gerade von der Quadtour oder der Canyopé-Abfahrt im Dschungel, die ich aber erst noch leicht zurechtschneiden muss, bevor ich sie irgendwie (z.B. youtube) online stellen kann. Ich werde den Link entsprechend später posten.

Mittlerweile ist ja auch der Unterricht weiter gegangen und wir haben eine neue Lehrerin, Nicole, erhalten, sowie ich im Nachmittagsunterricht Roy, einem Lehrer, der die letzten Wochen auf Urlaubsrundtour in Costa Rica unterwegs war und bei dem das Lernen sehr viel Spaß macht, aber auch sehr viel und anstrengend ist, zumal wir diese Woche fast nur Grammatik und Zeitformen durchgehen. Aber mit der Stufe „A1“ sind wir dann durch, was eben andere in einem oder zwei ganzen Schuljahren an Unterricht haben.

Gut, dass soll es erstmal gewesen sein. Mittlerweile ist es bereits wieder kurz nach 23 Uhr, Marco schnarcht in seiner  Ecke vor sich hin und träumt sicherlich von seinem 1,83%-Anteil an spanischen Vokabeln und ich bin auch schon recht müde.

Dann bis morgen bzw übermorgen,
Lars