Schottland und die Knöllchen

So, nun noch zum Schluss ein paar kurze Info’s zum Parksystem hier in Schottland. Einfach ist es nicht, vor allem nicht für Touristen, da dieses sich teilweise komplett vom deutschen System unterscheidet. Edinburgh bzw. generell in Schottland, wird Sicherheit extrem groß geschrieben. So sind unter anderem bis zu 30 Blitzer allein auf der Strecke zwischen Newcastle und Edinburgh, die schon bei einer Überschreitung von 5 km/h auslösen. Zusätzlich gibt es in Schottland gut 800 Kameras, die allgemein filmen und somit ein flächendeckendes Verkehrsüberwachungssystem bilden. Zurzeit können mit dem Kamerasystem allerdings nur britische Kennzeichen automatisch ermittelt werden, aber bei der immer besseren Zusammenarbeit in der EU könnte es auch bald für Gäste gefährlich werden, die hiesigen Regeln zu missachten.

Nur mal als Beispiel:
Hier in Edinburgh gibt es jede Menge Parkzonen, wo nur Anwohnern bzw . Fahrzeugen mit Anwohnerausweis das Parken gestattet ist. Das ist für die Anwohner nicht allzu teuer, denn 80 Pound pro Jahr für den Ausweis sind ok, wenn man nicht gleich in der nächsten Seitenstrasse frei parken kann. Auch hier bei uns ist das Parken nur am Wochenende frei gestattet, ansonsten in  der Woche ab 17.30 – 05.30 Anwohnern oder Leuten, die ein Parkticket ziehen. Das Ticket kostet 1 Pound die Stunde, aber 3 Pound sind der Mindestbetrag und 4h die maximale Parkdauer. Clever, was!?

Und wer jetzt denkt, hier geht es so einfach wie in Deutschland, der irrt gewaltig, denn das Ordnungsamt hat eine Menge an Parkwächtern eingestellt, die fleißig ihren Job machen. Man brauch auch nicht hoffen, dass die Mitarbeiter hier spät anfangen auf ihre Knöllchentour zu gehen, eher sollte man damit rechnen, dass wenn das Parken bis halb 6 gestattet ist, 5 Minuten vor halb jemand neben dem Auto steht und schon mal anfängt zu schreiben. Auch wenn man in der Innenstadt einen gültigen Parkschein zieht und 5 Minuten drüber ist, hat man ein Knöllchen. Der „alte“ Trick, ein bereits erhaltenes Knöllchen unter den Scheibenwischer zu klemmen, in der Hoffnung kein weiteres zu bekommen geht hier nach hinten los, denn der Parkwächter prüft Datum und Zeit und ist eine einfach halbe Stunde nach Vergabe des ersten Knöllchen vergangen, gibt’s eine Parkkralle ans Auto!

Übrigens, ein Ticket kostet hier stolze 60 Pound, was umgerechnet etwa 75 Euro sind und wenn man dieses nicht innerhalb eines Monats bezahlt, kommt ein Schreiben zum Fahrzeughalter (Fahrer ist völlig egal) mit einer Mahngebühr von 30 Pound. Nach weiteren 4 Wochen erfolgt die nächste Mahnung mit weiteren 30 Pound usw.. Die Behörden sind geduldig, da die Rendite höher ist als bei einer Bank. Auch als Tourist kommt man seit November 2010 nicht mehr straffrei davon. Da hat die EU ein Gesetz verabschiedet, welches den Behörden die Strafverfolgung innerhalb Europas ermöglicht, ab einer Geldbuße von 70 Euro und da Deutschland fast die niedrigsten Bußgelder hat, hat man mit Knöllchen aus dem Ausland keine Chance. Großbritannien speziell hat den Vorteil einer Insel. Hier muss man meistens, wenn man das eigene Auto nutzt eine Fähre befahren, wenn man von bzw. auf die Insel will und am Fährhafen, wird Kennzeichen und Personalausweis geprüft. Wer in der Datenbank (welche Vergehen bis zu 5 Jahre rückwirkend enthält) aufgeführt ist, muss zahlen bevor er raus oder rein kommt. So kann es also durchaus passieren, dass man als Beifahrer für ein Delikt von vor 4 Jahren zur Kasse (inkl. der aufgelaufenen Mahngebühren) gebeten wird, was inzwischen durchaus einen 4-stelligen Betrag erreicht haben kann. Die deutschen Behörden geben dem übrigens freie Hand. Man sollte also seine Knöllchen und Blitzer zahlen, bevor der deutsche  Gerichtsvollzieher vor der Tür steht!

Heute am Freitag waren wir übrigens nochmal als kleine Gruppe in der Innenstadt unterwegs auf einer letzten kleinen Pub-Tour. Unsere Gastfamilie hatte Freunde zu Besuch und wir aßen diesmal in großer Runde (15 Leute) im Dinnerraum und unterhielten uns hier und da mit den Gästen, bevor wir ins Centrum aufbrachen. Wir trafen uns in der altbekannten Bow-Bar, welche wieder einmal recht voll war. Dort unterhielten wir uns noch ein wenig mit den anderen, philosophierten über die Geschwindigkeit mit der die Zeit vergeht und lachten über lustige Übersetzungen während der letzten Tage. Sascha hatte wieder nur Bier und ich genehmigte mir drei verschiedene Whisky, von 3 Pound (normaler Preis hier) bis 8 Pound (sehr guter Whisky, aber normaler Preis in Deutschland). Mittlerweile hatte es auch trotz der sonnigen 2 letzten Tage  wieder ganz schön angezogen und auf dem Heimweg war es wirklich kühl. Morgen Vormittag gegen 11 Uhr werden wir uns dann in Richtung Newcastle aufmachen. Von dort über Nacht mit der Fähre wieder zurück nach Amsterdam und ich schätze mal etwa 8 Stunden später bin ich wieder in Leipzig.

Bis in wenigen Stunden also,
Lars