Liverpool, die Beatles, der Lake-District und der Hadrians Wall

Am Freitag machten wir uns nach dem Unterricht noch schnell eine Kleinigkeit zu Essen, bevor wir unsere Tour starteten. Mittlerweile hatte übrigens der Winter wieder Einzug gehalten und in und um Edinburgh herum lag Schnee. Zusätzlich fing es gegen Mittag auch neu zu schneien an und laut Wettervorhersage, waren starke Schneefälle für Schottland angekündigt. Auch wir hatten damit leicht zu kämpfen, hatten aber vorher wenigsten noch vollgetankt, falls wir irgendwo länger stehen würden. Die Dieselpreise waren inzwischen auf 1,45 Pound pro Liter angestiegen (entspricht etwa 1,78 €) und ich hatte stolze 75 Pound für diese Tankfüllung zu zahlen. Nun ja. Das starke Schneetreiben lies uns nur langsam voran kommen, zumal am Freitag wie in Deutschland auch der Wochenendverkehr einsetzte. Allerdings wurde es auf Höhe des Lake District besser und ab Carlisle (gesprochen „Carlleill“) regnete es nur noch leicht. Für Liverpool waren für das Wochenende sogar 15 Grad angekündigt!

Nach gut 4 1/2 Stunden waren wir dann in Liverpool und begaben uns auf die Suche nach unserem Hotel, welches relativ nahe zum Stadtzentrum und nur 5-10 Minuten von den berühmten Albert Docks entfernt lag. Die Zimmer waren wunderbar eingerichtet, hatten zwei große Betten und zur Freude von Sascha einen Fernseher. Der Ausblick war über die Lobby hinweg in Richtung Wasser, aber dies war nicht wirklich gut zu sehen. Aber egal, sollte ja auch nur für zwei Nächte sein und auch nicht die Welt kosten. Abends haben wir nach kurzer Empfehlung durch die Rezeption zu den Albert Docks aufgemacht, um irgendwo eine Kleinigkeit zu essen. Unterwegs trafen wir eine Menge junger Mädchen, die kreischend, schwatzend und kichernd durch die Strassen marschierten, in die gleiche Richtung wie wir. Wir dachten erst, dass hier irgendwo ein großer Kindergeburtstag gefeiert wird, später stellte es sich heraus, dass in der gleich neben den Albert Docks liegenden Echo Arena Justin Bieber ein Konzert gab. Also doch Kindergeburtstag! In den Albert Docks fanden wir nach längerem Suchen eine Bar-Restaurant-Disko die sehr bequem eingerichtet war und ließen uns dort für die Abendmahlzeit nieder. Eigentlich wollten wir noch in den kleinen Pool im Hotel springen, aber da wir erst gegen halb 12 das Lokal verließen, war der Erholungsbereich im Hotel bereits geschlossen und wir hatten auch keine wirkliche Lust mehr uns noch irgendwie zu betätigen.

Am nächsten Morgen starteten wir gegen 9 Uhr zum Frühstück, da unsere eingeplante Rundfahrt mit der „Yellow-Duck-Marine“ gegen 10.30 Uhr mit den ersten Touren startete. Leider war der Tag etwas trüber, aber bisher trocken und die Temperaturen waren gegenüber Edinburgh mit 11-15 Grad angenehm. An den Albert Docks angekommen, kauften wir uns die Tickets für die nächste Tour und starteten mit dem alten Amphibienbus aus dem 2. Weltkrieg unsere besondere Stadtrundfahrt. Diese fuhr erst als ganz normaler Bus durch die Innenstadt von Liverpool, vorbei an den interessanten Kathedralen, Hotels und Einkaufszonen und nach dieser Rundtour fuhr es an den Albert Docks einfach in das Hafenbecken rein und setzte die Tour auf dem Wasser fort. Der Fahrer und auch der Tourguide waren  lustig drauf und machten viele Witze und Späße während der Fahrt. So gesehen war es auch mal ganz interessant alles von der Wasserseite aus zu sehen, anstatt die üblichen „Hop on – Hopp off“-Touren mit den normalen Stadtrundfahrtbussen zu machen! Die Albert Docks waren übrigens sehr lange Zeit der wichtigste Umschlagplatz in Europa, was Waren und Menschen aus Europa, Asien und Amerika angeht. Auch starteten von hier die Emigrationsflotten nach Amerika und egal welche Nationalität, wer „rüber“ wollte, musste zuerst nach Liverpool. Im zweiten Weltkrieg war er erneut sehr wichtig, als Anlauf- und Versorgungshafen der in den Krieg eingetretenen USA und kurz vor dem D-Day (Sturm auf die Normandie) stationierte die USA mehr als 1 Mio Soldaten hier im Hafen. Wo die alle allerdings geschlafen haben ist mir ein Rätsel.

Im Anschluss an die Rundfahrt bummelten wir ein wenig durch die nun offenen Läden in den Albert Docks, aber oft gab es nur billigen Touristenmüll an kleinen Anhängern, Wimpeln usw. zu kaufen und wir entschlossen uns somit, in die dortigen zwei Museen zu gehen. Das Maritim-Museum war nicht wirklich interessant aufgebaut, denn es zeigte zwei-drei Modelle von verschiedenen Schiffen, dann einige Flak-Geschütze aus dem 2. Weltkrieg und die ersten Radargeräte, womit die deutschen U-Boote aufgespürt werden konnten. Das daneben liegende Sklaverei-Museum war ebenfalls nicht wirklich lehrreich, da es nicht wirklich über die Sklaverei und die Rolle von Liverpool bzw. dem britischen Empire zeigte, sondern eher eine Ausstellung von Kunstgegenständen afrikanischer Kulturen war und an jeder Ecke hing ein kleiner Bildschirm, auf dem eine andere Person berichtete wie schlimm, furchtbar oder üblich Sklaverei heute noch in seinem Land ist. Das war es schon! Mmh. Wenigstens war der Eintritt kostenlos, sonst hätten wir uns sicherlich geärgert.

Wir machten uns auf den Weg in die Einkaufszone, „Liverpool 1“ genannt. Diese war voll und nochmal voll von Menschen und wie man auf dem Bild leicht erkennen kann, wurde das Wetter langsam schlechter. Etwas später fing es auch mit regnen an und wir machten uns wieder in Richtung Hotel auf den Weg. Vorher wollte ich aber unbedingt noch in der Matthew Street vorbei, da dort weltweit bekannte Cavern Club war bzw. ein paar Häuser weiter wieder neu eröffnet ist. Auch heutzutage spielen hier in dem Kellergewölbe kleinere, unbekannte Bands, die mal ganz groß herauskommen wollen. Ach eine Statue von John Lennon war auf der anderen Strassenseite, gegenüber des neuen Cavern Club aufgestellt, mit dem sich viele Leute haben fotografieren lassen. Zurück im Hotel machten wir erst einmal kurz Pause und ruhten uns für ne Stunde aus. Danach zogen wir uns um und begaben uns runter in den Leisure-Bereich, dem Erholungsbereich, wo auch das kleine Schwimmbad war. In dem Schwimmbad war in einer Ecke ein kleiner Whirlpool und um die Ecke waren sogar eine kleine Trocken- und Dampfsaunahütte zur Nutzung verfügbar. Wir nutzen alles ausgiebig und fühlten uns danach wieder bedeutend erholter. Am Abend begaben wir uns erneut in Richtung Liverpool One (One = 1), da dort auch eine Menge an kleineren Barrs, und Restaurant angesiedelt waren. Wir entschieden uns für ein Thairestaurant, welches nach dem Eintritt bedeutend größer war, als es von außen her wirkte. Wir bekamen einen Platz in der ersten Etage zugewiesen und das Essen dort war richtig gut und lecker. Zusätzlich vielen uns sehr sehr viele nach Models aussehende Frauen auf. Auf jeden Fall waren dort mehr als man sonst an einem Ort versammelt antreffen kann! Alle waren durchschnittlich um die 1,80 Meter groß, hatten lange Beine und ein teuer aussehendes Abendkostüm an. Vielleicht mag es daran liegen, dass am Samstag in der Echo Arena die „X-Factor“-Show lief. Dies ist hier eine Show, ähnlich unserem „Deutschland sucht das Supertalent“-Format und sehr beliebt. Leider regnete es seit dem Nachmittag ununterbrochen weiter, wenn auch nicht stark, aber auf dem Weg zu unserem Hotel kamen wir an diesem historischen Gebäude vorbei und ich machte einfach noch schnell ein Foto davon. Was es allerdings genau ist, kann ich Euch nicht sagen. Zumindest kein Museum oder Hotel, eher etwas offizielles von der Regierung genutztes.

Am nächsten Morgen, kaum zu glauben aber sicherlich normal, war draußen der herrlichste Sonnenschein und wir mussten das Hotel wieder verlassen. Nach kurzem, aber sehr ausreichendem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu unserer zweiten privaten Stadtrundfahrt, da ich bevor wir Liverpool wieder verließen, nochmal in die Penny Lane wollte. Wer jetzt allerdings was ganz besonderes erwartet hat, der wird enttäuscht werden, denn die Penny Lane ist eine ganz normale Wohnstrasse mit alten Häusern aus der Zeit der letzten Jahrhundertwende. Wir haben nur ein kurzes Video gemacht, welches ich demnächst noch auf meinen Reisekanal hochlade, und anschließend unsere Rückreise gen Edinburgh angetreten. Dabei hatten wir aber noch zwei weitere Ziele im Auge, die einen Zick-Zack-Course für den Heimweg darstellten.

Zuerst wollten wir noch einmal in den Lake District, den wir 2009 schon als besonders schönen Ort in unseren Köpfen abgespeichert hatten. Dafür mussten wir (ok, mit kleinem Abstecher) durch Lancaster, ein ebenfalls sehr historisch geprägter Ort hier, da hier der Ausbruch des Rosenkriegs war, der entscheiden sollte, welche Familie als nächstes den königlichen Thron besteigen dürfte, obwohl Prinz Harry mit seinen 6 Jahren eigentlich der offizielle Erbe war. Sein Großonkel trachtete aber selbst nach der Macht und er versuchte ihn heimlich zu ermorden, was aber durch treue Gefolgsleute des alten Königshauses und zu Prinz Harry vereitelt wurde in einem Bürgerkrieg mündete. Sehr interessante Epoche, für den den es interessiert. Wir machten kurz am Lancaster Castle halt, gingen aber nicht hinein, da es geschlossen war, genossen stattdessen in der kurzen Pause den Ausblick vom Schloss über die ehemalige kleine Liegenschaft Lancaster. Danach ging es weiter in den westlich in den Midlands gelegenen Lake District, ein ebenfalls sehr bergiger und von einigen Seen durchzogener Bereich in Britannien. Hier klarte es wieder etwa mehr auf und es machte gleich viel mehr Spaß zu fahren, als wenn es die ganze Zeit nur am Regnen war! Dort fuhren wir dann recht enge, aber viel befahrene Strassen entlang der langgestreckten Seen entlang. (so viele sich wiederholende Wörter in einem Satz!) Unser Ziel war die kleine Ortschaft Keswick (gesprochen: Kessick), in der wir 2009 auch übernächtigt hatten. Wir bummelt nur kurz durch die kleine Fußgängerzone, tranken eine heiße Schokolade in einem kleinen Eckkaffee und ich holte mir für 19 Pound ne neu Regen- und Übergangsjacke in einem der hier weit verbreiteten Outdoorshop (ähnlich unserer Jack Wolfskin Läden, nur viel viel preiswerter!) Danach mussten wir unsere Fahrt auch schon fortsetzen, da es bereits später Nachmittag war und wir noch einige Meilen und ein weiteres Ziel vor uns hatten!

Auf dem Weg nun von Westen direkt ostwärts, ging Sascha wie so oft mal wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Unser Ziel war der Hadrian Wall, welcher von den Römern etwa 100 v.Chr. hier errichtet wurde und sich wie ein breiter Schutzgürtel einmal quer gut 115km lang über die ganze Insel erstreckt. Er sollte die von Kaiser Augustus zum zweiten Mal eroberten römischen Provinzen im Süden Britanniens vor den im Norden lebenden Pikten und Galliern schützen. Gebaut wurde er zu Zeiten Kaiser Hadrians, allerdings von den Einheimischen unter Beobachtung und Bewachung der römischen Besatzer. Seinerzeits war der Wall imposante 4-5 Meter hoch und aller einer Meile war ein Kastell eingebaut. Zusätzlich waren zwischen den einzelnen Kastellen aller 1/3 Meile ein Wachturm mit gut 8 Soldaten integriert, um eine optimale Überwachung und Sicherung gewährleisten zu können. Leider wurden Teile des Walls mit der Zeit zerstört, geraubt (Steinraub für andere Bauten) oder sind einfach nur durch die Witterung verfallen, so das er heute nicht mehr komplett ist und die ursprüngliche Imposantheit  hat wie zu römischen Zeiten. Wir begaben uns zuerst nach Birdoswald, welches früher unter dem Namen Banna als großes und wichtiges Kastell bekannt war. Leider wird hier aber auch erst ab April für Touristen geöffnet, so dass wir nur so rumlaufen und uns ein wenig umsehen konnten. Übrigens sind aus sehr vielen der ehemaligen Kastelle, durch die dort von den römischen Soldaten gegründeten Familien und dem Verbleib derer nach der Aufgabe des Walls, die heutigen Ortschaften und Stätte hervorgegangen. Wie gesagt, eine sehr interessante Ära.

Wir fuhren dann parallel am Wall entlang in Richtung Newcastle (von: neues Kastell) und bogen aber vor Newcastle in Richtung Norden gen Jedburg und Edinburgh ab. Mittlerweile war es auch schon immer dunkler geworden und gegen 21 Uhr erreichten wir dann unsere Unterkunft. Das Abendessen war noch vorbereitet und so machten wir uns auch gleich nach daran, dieses zu „verschlingen“. So hatten wir die Woche drauf gleich wieder einiges mehr zu berichten. In Edinburgh war übrigens der am Wochenende stark gefallene Schnee erst am Sonntag Mittag weggetaut und es hatte sich ein leichter Nieselregen eingestellt. Und auch die Temperaturen betrugen nur wieder knapp um den Gefrierpunkt.

Hoffe diese Woche wird es wieder etwas sonniger und wärmer. Der Frühling kann langsam kommen. Bis bald also,

Lars

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