Cuba und seine zwei Klassen..

Hier in Cuba existieren zwei Klassensysteme. Eines für Touristen und eines für die einheimische Bevölkerung. …aber dazu später etwas mehr und detaillierter.

Wir haben uns für das letzte Wochenende, wie schon erwähnt, ein Auto gemietet, welches umgerechnet etwa 120 Euro gekostet hat, also schon etwas mehr als in den anderen Ländern und dem europäischen Niveau angepasst. Diesmal aber allerdings wieder inklusive einer Versicherung und es ging ja durch drei Leute. Damit sind wir dann am Samstag morgen in Richtung Ostteil der Insel aufgebrochen, da wir eigentlich an einen kleinen „Traumstrand“ wollten. Zuerst haben wir uns etwas verfahren und trafen dann etwas später auf eine Anhalterin, die es hier in Cuba wie Sand am Meer gibt (zumindest an den Sandstränden), die uns anbot bis zur Autobahn zu lotsen, wo sie sowieso hin wollte. Da es hier ebenfalls so gut wie keine Beschilderung gab, die auf die Autobahn wies, war es wirklich extrem schwer diese zu finden. An der Autobahn angekommen, verabschiedete sie sich, wollte aber noch Geld fuer ihre Hilfe haben, da Taxifahren soooo teuer sei, was fuer Touristen wirklich so ist. Wir stritten uns eine Weile, da sie umgrechnet etwa 80 Euro haben wollte, wir aber keinesfalls bereit waren mehr als 25 zu bezahlen, was immer noch sehr viel hier ist. Also kurz angefahren und gesagt, dass sie entweder jetzt, oder an unserem Zielort in Santa Clara aussteigen könne, oder wir zur nächsten Polizeiwache fahren würden, was sie dann doch dazu bewegt hat, auszusteigen. Wir waren etwas entäuscht von der „freundlichen“ Art der Cubaner und sind mittlerweile der Meinung, das dies genau ihre Masche ist um Geld von Touristen zu bekommen. Wir wissen nämlich jetzt, dass die Fahrzeuge von den Touristen, generell rote Kennzeichen haben und somit für jederman als Touristen zu erkennen sind.

In Santa Clara, welches gute 400 Kilometer entfernt war, haben wir dann das Mausoleum von Che Gevara aufgesucht, an dem erstaunlich wenige Touristen oder Leute anzutreffen waren. Sascha wollte natürlich gleich vor dem Denkmal posen und wir sollten ein Foto davon machen. Ansonsten gab es dort nicht viel zu sehen, außer einigen Plattenbauten und dem typischen cubanischen Großstadtflair. Mittlerweile war es gut 15 Uhr durch und wir entschieden, nach Trinidad im Süden weiterzufahren. Wir wählten dafür den kurzen Weg, der in der Karte als ‚Highway‘ ausgeschrieben war. Letztendlich stellte es sich als kleiner, von Schlaglöchern übersäter, aber asphaltierter Waldweg heraus, der uns ganze drei Stunden gekostet hat, eh wir in Trinidad ankamen. Zwischendurch fuhren wir allerdings durch eine angenehme, Mittelamerika-ähnliche Landschaft und sogar an einem kleineren Stausee vorbei, der mit einem großen Banner versehen war, der die Volksleistung dieses Baues zum Zwecke der Revolution pries.  

In Trinidad nach guten drei Stunden angekommen, trafen wir auf eine wirklich alte Stadt, die viele altertümliche Häuser im Kolonialstil besaß und selbst die Strasse waren noch wie im Mittelalter nur mit mit großen Feldsteinen gepflastert. Allerdings was uns sofort abgeschreckt hat, waren die extrem vielen Menschen, die wie Bettler reihenweise auf den schmalen Rinnsteigen saßen und sich wie die Geier auf uns stürzten. Jeder wollte, dass wir das Auto bei ihm hier vor dem Haus parken können und er hätte ein Haus mit zwei Zimmern und eine Mutter die Essen kochen würde. Das war richtig richtig nervig, da so kaum ein vorwärtskommen war. Fast im historischen Stadtkern angekommen, gab es Einen, der clevererweise ein Parkplatzschild aufgestellt hatte und dort gegen eine geringe Gebühr das Parken anbot, nur 2-3 Minuten von der alten Kirche entfernt. Aber wir wendeten dort nur und machten uns wieder aus der Stadt heraus. Könnt ihr Euch vorstellen, was gewesen wäre, wenn wir ausgestiegen und zu Fuß gegangen wären? Selbst auf dem Rückweg hielt uns die gleiche Person nochmal auf, die uns als erstes angesprochen hatte und erzählte uns das Gleiche noch einmal. Vergesslich sind sie also auch noch!

Mag ja sein, dass viele Leute, die von Cuba schwärmen, wohlbehütet in ihren überteuerten Reisebustouren die Altstadt von Trinidad besuchen, wo der Reiseleiter alle anderen vor Ort abhält, seine Gäste zu nerven, zumal diese meist ein Hotel in der Nähe schon gebucht haben, welches sich vorsorglich dann um diese Leute kümmert. Wenn man aber individuell unterwegs ist und mal hinter die Kulissen schaut, dann fängt man an zu erkennen, wie arm die Leute hier dran sind und das diese Leute alles dafür tun, die wenigen Touristen, die sich selbst aufmachen Cuba zu erkunden, auch noch zu verschrecken. Wie gesagt, Trinidad scheint wirklich von Baustil eine schöne alte Stadt zu sein, aber die Bevölkerung hat uns völlig verschreckt und eigentlich verjagt durch ihr getue. Traurig und nicht wirlich beschreibbar, wenn man es nicht selbst mitgemacht hat!

Da es dann nun schon etwa 18 Uhr war, entschieden wir nicht mehr weiter zu dem eigentlichen Ziel, unserm „Traumstrand“ zu fahren, sondern umzukehren, zumal der Strand auch noch etwa 400km entfernt war. Und was nützt es uns, die Nacht durch dortin zu fahren, kurz zu schlafen und am nächsten Morgen nach kurzem Bad gute 800km bis nach Havanna zurück zu fahren. Das ist völlig quatsch! Also nahmen wir an einem kleinen Restaurant unterwegs ein kleines Abendessen ein, welches für uns zusammen (inkl. Getränke) gerade mal 12 CUC gekostet hat und fuhren wieder nach Havanna, wo wir kurz vor Mitternacht wieder am Hotel ankamen.

Am Sonntag machten wir uns nach dem Frühstück auf gen Westen bzw. Südwesten, in die Region wo der Tabak angebaut wird und dort Richtung einen, der auf der Karte verzeichneten Strände. Durch ‚Pinar del Rio‘ durch, wo gerade angeblich ein Salsafest in der Stadt wäre, weswegen wir nicht weiterfahren könnten, sondern eine Unterkunft bräuchten, sowie eine Mutter die für uns kocht (zumindest hat das der Erste erzählt der sich mutig vor unser Auto warf, um uns aufzuhalten) und einer nicht vorhandenen Beschilderung, verfuhren wir uns kurz und landeten irgendwo in den nahen Bergen. Dort hielten wir in einem kleinen Dorf und fragten in einer einsamen Cafeteria nach dem korrekten Weg, vor der auch ein älterer Mann (so um die 65) wartete. Dieser fragte, ob wir ihn mit nach Pinar… mitnehmen könnten, was kein Problem war.

Mal so kurz eingeworfen. Hier in Cuba existiert kein öffentliches Transportsystem, so dass jeder angewiesen ist, zu trampen bzw. irgendwie nach Hause zu kommen, gerade am Wochenende. Auf der Autobahn stehen aller paar Meter Leute, die mitfahren wollen und auch so haben wir unterwegs sehr viele LKW gesehen, wo die Ladeflächen voller Leute waren. Die meisten müssen dafür etwa 1 CUC bezahlen, manche fahren auch kostenlos. Das kommt auf den Fahrer drauf an.

Zumindest unterhielten wir uns auf dem kurzen Weg zurück ein wenig mit dem Mann und er erklärte uns, dass ein Strand in der Nähe unseres Zielstrandes viel schöner wäre. In Pinar… setzten wir ihn ab und fuhren weiter Richtung Süden, nach „San Juan y Martinez“, die Stadt wo die berühmte ‚Cohiba-Zigarre‘ herkommt und von dort weiter bis zum Strand.

Wieder mal eingeworfen. Es gibt drei wichtige Sorten an Zigarren auf Cuba, bzw. von Cuba. Zum einem die berühmte ‚Cohiba‘, die Fidel Castro immer raucht, dann die ‚Montecristo‘, die Zigarre von Che Gevarra und als dritte bekannte Sorte ‚Romeo y Julieta‘, die meiner Meinung nach am besten „schmeckt“.

Dort angekommen, wurden wir selbstverständlich als Touristen identifiziert und uns wurde angeboten, für nur etwa 8 CUC ein richtig typisches cubanisches Essen zu geniessen. Nach längerem Hin-und-Her-überlegen, entschieden wir uns dafür und gingen erstmal an den Strand. Von diesem waren wir wieder etwas entäuscht, da durch den Hurrican „Igor“, das Meer sehr aufgewühlt war und daher eine hässliche braune Farbe hatte, auch wenn man gut 200 Meter hineinlaufen und immer noch stehen konnte. Bei keinem, oder fast keinem Wellengang ist es bestimmt ein wenig wir auf den Bahamas, mit weissen Strand und klarem Wasser, aber so fanden wir es nicht sehr schön. Zwischendurch wurden wir natürlich wieder angesprochen, ob wir nicht schöne cubanische Frauen haben wollten und warum wir so ‚weiss‘ wären. Naja. Der bzw. Die (wie sich später herausstellte) sorgte dann dafür, dass wir ungestört waren und in Ruhe den Strand geniessen konnten, was dann etwas angenehmer war.

Wir blieben trotzdem nur etwa eine Stunde, da uns das Meer nicht gefiehl und die Sonne recht heiß brannte. Also gingen wir zum Auto zurück, luden unseren Gastgeber mit ein und fuhren die 100 Meter weiter, zu deren Haus bzw. dem Haus ihrer Schwester. Dieses Haus stellte sich als typisches cubanisches Landhaus heraus, die es hier in der Gegend zu Hauf gab. Jetzt kommt bloss nicht ins schwärmen und denkt „Oh, wie schön!“. Diese typischen Häuser sind nicht mehr als zusammengenagelte Gartenlauben, mit 2-3 Räumen. Ganz einfach eben. Dort bekamen wir allerdings ein wirklich richtig gutes Essen aufgetischt, welches aus Fischplatten mit viel Reis und verschiedenen Salaten und einer Langustenplatte bestand und wirklich alles sehr gut schmeckte. Dies war eben hausgemacht und wirklich lecker. Mit etwas zu trinken, haben wir zusammen 30 CUC bezahlt, was für uns 10 CUC pro Person macht, wir aber mittlerweile wissen, dass dies viel für die Leute hier ist. Die Schwester, die uns hierher ‚geschleppt‘ hatte, fragte dann, ob wir sie mit nach Pinar… nehmen könnten, da sie dort wohnen würde und da sie bisher sehr freundlich uns angenehm war, war es kein Problem, zumal wir ja sowieso dorthin zurück mussten. Im Auto erfuhren wir dann auch erst, dass sie eine Frau war, da ihre Stimme so verraucht klang, als wenn sie ein Mann wäre und sie sah auch nicht typisch fraulich aus, mit ihrem wettergegerbten Gesicht. Wir unterhielten uns über das System, über Fiedel und seinen Bruder Raul, den irgendwie keiner hier mag (egal wen man fragt) aber der zurzeit ‚gewählter‘ Präsident auf Lebenszeit ist und über die Leute und die Lebensbedingungen in Cuba. Eigentlich war es die ganze Zeit schön und angenehm, so einen kleinen Plausch auf spanisch zu führen und etwas direkteren Kontakt zu den Leuten zu bekommen, als normale Touristen… …bis wir in Pinar ankamen und sie sich verabschiedete und uns mehrfach anbettelte, ihr doch etwas Geld für ‚ihre kleine, kranke Tochter‘ zu geben. Schade. Wirklich Schade das selbst sie in diese typische Rolle zurück fiel und meinte, sie könne alles von uns bekommen. Das fanden wir wirklich traurig. Der Mann davor war einfach freundlich und hilfsbereit und selbst erfreut, dass wir ihn einfach so mit nach Pintar nahmen Die Frauen wollen immer irgendwas. Sehr schade. Deshalb entschieden wir uns dann auch, ab sofort keine Anhalter mehr mitzunehmen. Die Leute versauten es sich selbst! Schade!

Auf dem Weg zurück nach Havanna geschah nichts weiter aufregendes, man sah nur immer wieder Propagandaschilder neben den Autobahnen, oder kurz vor Ortschaften, die die Helden der Revolution, oder des Systems lobpreisten. Wir waren kurz vor 20 Uhr dann wieder im Hotel, wo der Abend nicht mehr lang wurde, da die Reise doch ein wenig anstrengend war und die Sonne ihr übriges beigetragen hatte. Somit waren wir am Wochenende gut 1200 Kilometer wieder im Land unterwegs und haben wiel gesehen, was viele Touristen gar nicht zu Gesicht bekommen!

…so, muss kurz unterbrechen, da fast eine Stunde um ist und meine Guthabenkarte fürs Internet gleich aufgebraucht ist und ich erstmal eine Neue an der Rezeption kaufen muss! Also bis gleich!…

So, erneut 6 CUC für eine weitere Stunde Internet erworben. War in den anderen Ländern schon bedeutend preiswerter, zumal schneller und mit eigenem Laptop möglich.

Jetzt zum Zweiklassensystem, wie anfangs erwähnt. Auf unseren Fahrten und den Unterhaltungen haben wir verschiedene Werte in Erfahrung bringen können, wie die Leute hier leben und verdienen. Die Einen reden von 10 pro Monat, andere von 200, die sie zum leben haben. Heute habe ich mich ein wenig so privat mit unserer Profesora unterhalten und dabei einige Dinge erfahren. Zum Beispiel existieren hier in Cuba zwei verschiedene Währungssysteme. Eines für Touristen und eines für die Einheimischen vor Ort. Das ist ja alles ganz ok, aber…

…die sogenannten CUC, auch Cubanische Dollar genannt, sind etwa dem US-Dollar angepasst, zumindest was den Wert und die Umrechnung zu unseren Euros ergibt. Diese CUC bekommen eigentlich „nur“ Touristen, da diese damit alles bezahlen müssen bzw. können. Daneben gibt es die Cubanischen Peso, die etwa die Umrechnung von 1:22 zum CUC haben. Daher auch die verschiedenen Angaben der Verdienste der Leute hier, da 10 CUC etwa 200 Peso entsprechen. Leute die hier arbeiten gehen, bzw. eine Arbeitserklaubniskarte besitzen, erhalten im Durchschnitt zwischen 200 und 350 Peso im Monat an Lohn, was umgerechnet gut 20 CUC entspricht!!! Nun muss man bedenken, dass wenn man im Supermarkt um die Ecke einkaufen geht, dass die Preise, die ausgeschrieben sind (zB. 0,70 für eine Flasche Wasser, oder 1,00 für eine Dose Bier) für die Einheimischen Peso sind, der Tourist bezahlt das selbe in CUC!!! Somit sind die Preise für uns Touristen fast gleich wie in Deutschland und wir haben keine Möglichkeit an cubanische Peso heranzukommen. Das heisst, dass gestern, wo wir für etwa 30 CUC gegessen haben, was für uns angemessen und auch wirklich lecker war, für die Leute dort etwa anderthalb Monatsgehältern entsprach! So sind für mich persönlich die Preise überteuert und nicht lukrativ, da man hier für eine Flasche Havanna-Rum, die ich durchaus noch als Andenken mitgenommen hätte, etwa 70,- kostet, für die Einheimischen 70 Peso (=4 Euro) für die Touristen aber 70 CUC (=65 Euro). Nein. Auch ist es nicht ohne weiteres möglich, einen Einheimischen zu gewinnen, der für einen einkaufen geht und sich etwas dazu verdient. Schade. Auch an der Tankstelle, wo der Liter 1,00 Peso kostet, bezahlt der Tourist 1 CUC! Ich denke damit macht Cuba sich sein System etwas kaputt und nicht wirklich angenehm für Touristen, wobei viele Touristen dies gar nicht wissen, so wie wir ja davor auch nicht!

Also um daraus einen kleinen Fazit zu ziehen, gibt es in Cuba schöne Gegenden, etwas von Havanna weg und sicherlich auch schöne Strände, wen nicht gerade ein Hurrican wütet. Auch das typisch cubanische Leben war interessant zu erfahren, allerdings macht das viele „gebettel“ und die Versuche, etwas aus den ‚reichen‘ Touristen herauszubekommen, vieles von dem schönen Flair Cuba’s kaputt, zumindest für Individualtouristen. Da gab es schönerere Orte, die wir auf unserer langen Reise besucht haben. Wie gesagt, mag dem einen oder andern Cuba gefallen, wie freundlich die Leute sind und wie arm und trotzdem hilfsbereit, wenn man aber mal etwas Abseits der typischen Touristengruppen schaut, kann man nur wenig finden, was einem wirklich gefällt. Mir persönlich hat Cuba nicht so gefallen, wie ich mir erst vorgestellt habe. Da ziehe ich dem sogar Mexico noch vor. Es war ein Besuch schon wert, ein weiteres Mal muss aber nicht sein.

Gut, am Mittwoch wollen wir noch einmal zum „Playa de Habana Este“, also zum Oststrand von Havanna. Mal sehen wie es dort so ist, da dies einer der ‚berühmten‘ Strände von Havanna sein soll. Jetzt habe ich etwa wieder nur noch eine halbe Stunde auf der Karte übrig. Also werde ich vermutlich nur noch einmal schreiben, ein weiteres Mal vielleicht vom Flughafen in Toronto, am Freitag Abend.

Bis dahin also,

Lars

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